KRASS KLASSENFAHRT (FILM) – REVIEW
KRASS KLASSENFAHRT: Vom Youtube Channel auf die große Leinwand und nun im Heimkino! Seht, ob McLarry seine große Musik-Karriere an den Start bringen kann oder komplett „abloosen“ wird?

KRASS KLASSENFAHRT: Basierend auf der deutschen Scripted-Reality-Webserie von Jonas Ems und Jonas Wuttke, gelang diesen mit ihrem Projekt der Sprung auf die große Leinwand. Die mit 13. Staffeln überaus erfolgreiche Webserie, zeigt allerlei Geschichten einer zwölften Klasse auf ihrer mehrtägigen Abschlussfahrt. Während Jonas Ems und Jonas Wuttke selbst noch die Storys und Ideen für ihre Reality-Soap beisteuerten, sind für den Kinofilm Regisseur Felix Charin und Thore Fahrenbach für das Drehbuch verantwortlich. Als Hauptdarsteller ist jedoch wieder Jonas Ems als McLarry zu sehen. Wie mir die Kinoadaption von „Krass Klassenfahrt“ gefallen hat und ob die Idee der Webserie, auch einen rund 90-minütigen Kinofilm tragen kann, erfahrt Ihr wie immer in den nachfolgenden Zeilen.
Krass in Kroatien
Es geht auf Klassenfahrt für die 12. Klasse eines Berliner Gymnasiums und alle freuen sich auf ihren Trip nach Kroatien. Alle, leider Nein, McLarry hat die Prüfungen nicht geschafft, er könnte zwar trotzdem mit, aber ob er das Geld von seinem Vater bekommt, ist fraglich. Nach einem Streit mit diesem hilft ihm sein bester Kumpel Cornelius aus. Doch McLarry wittert noch eine weitere Chance. Star-Rapper Zeno dreht in Kroatien einen neuen Videoclip. Wenn er es nun schafft, diesen mit seinen Texten zu überzeugen, steht einer möglichen Karriere im Music-Business nichts mehr im Weg.

Nach der Busfahrt ins Hotel in Kroatien wollen sich McLarry, Bella, Cornelius und Alena zu Zenos Villa aufmachen, wäre da nicht Klassenlehrerin Frau Gruber. Diese drückt den vieren ihren Referendar Georg aufs Auge, der sie beaufsichtigen soll. Nicht nur das ihnen Georg am Hacken klebt, auch ist ihnen nicht klar, wie sie zu der Villa gelangen sollen. So gestaltet sich der Weg dorthin zu einem irrwitzigen Roadtrip mit einem Tesla-Taxi einer Rentnerin, einem Schnellboot und vielen weiteren Hürden. Stellt sich nur die Frage, ob es all die Mühen wert war, oder ob sich McLarrys Traum in Luft auflöst.
Krasse Sache
Da ich nicht zu der Zielgruppe der Webserie gehöre. Muss ich ehrlich zugeben, dass ich vor diesem Kinofilm noch nichts von diesem Youtube Projekt namens „Krass Klassenfahrt“ etwas gehört, noch gesehen habe. Ein Blick ins Internet klärte mich auf und so manche Kritik, schien mich sogar vor diesem Werk warnen zu wollen. So war ich gespannt, wie ich auf diesen Film ohne jegliche Vorkenntnisse, reagieren würde. Ich kann schon mal sagen, dass ich schon Schlechteres gesehen habe. Ich kann einerseits manchen Kritiken zustimmen, dass hier einige Klischees / Gags abgearbeitet werden. Dennoch kann ich diesen nicht zustimmen, dass „Krass Klassenfahrt“ ein übler Film geworden wäre. Zugegeben, die Geschichte von dem Verlierer, der eine Chance wittert, ist gängig. Siehe unter anderem „Just a Gigolo“. So versucht McLarry wie viele Jugendliche eine Karriere als Musiker zu starten. Eine Klassenfahrt an den Ort, wo sich ein berühmter Rapper aufhält, könnte seine Chance sein. Sofern er diesen von seinem musikalischen Talent überzeugen kann. Sprich die Suche / Jagd ist das Ziel, so wie in der Komödie „Rat Race“. Dabei geschehen einige irrwitzige, skurrile Situationen. Genauso wie wir es aus Filmen wie „Hangover“ und Co. kennen. That‘s it, nicht mehr nicht weniger.

Showstealer in dem Film ist definitiv Georg, der Referendar, wie auch die kroatische Rentnerin, die ein Tesla Taxi fährt. Ebenso herrlich ist die Situation, als die Klasse im Hotel ankommt und es nur eine Steckdose gibt, was für die heutige Generation Z natürlich einer Katastrophe nahekommt. Wo lädt man nur das wichtigste Utensil schlechthin, das Smartphone. Der nächstbeste Akteur wäre dann McLarrys Kumpellchen Cornelius, der eine äußerst kreative Art hat, mit der Wahrheit umzugehen. Derweil taucht immer wieder der schrägste Referendar der letzten Jahre auf, Georg (Jamie Birrel). So gibt einige wirklich witzige Situationen und Gags und was ich besonders gut fand, keiner davon ist unter der Gürtellinie. Solche Komödien gibt’s zuhauf, haben sich bei mir aber komplett totgelaufen. Ebenfalls gelungen fand ich dann auch das Ende, welches man sogar realistisch konsequent inszenierte.

Dennoch gehört „Krass Klassenfahrt“ nicht zu den Top Komödien dieser Tage, dafür reicht es dann vom Storytelling her oder den Twists doch nicht ganz. Manche Gags sind einfach zu flach oder nicht lustig. Der Roadtrip selbst ist durchschnittliche Kost, wird aber immer wieder von den Figuren Cornelius und Georg aufgepeppt. Der Rapper im schwarz-güldenen Morgenmantel war natürlich Klischee pur, hat aber dennoch gepasst. Der Twist am Ende wirkt dann auch etwas überladen. Wer aber „Dirty Grandpa“, „Wir sind die Millers“ und die anderen üblichen Verdächtigen mag, dürfte sich daran ebenfalls nicht stören. Dabei ist die Naivität der Geschichte, einerseits Vorteil wie auch Nachteil des Films. Während es recht unterhaltsam ist den Figuren zu folgen, ist es nicht nachvollziehbar, wie naiv man mit manchen Twists umging. Hier sei beispielsweise Bellas Joint und die Flucht vor der Wasser-Polizei gemeint. Ich habe zwar nicht erwartet, dass man die große Moralkeule schwingt, aber dass das niemand negativ erwähnt und Bella selbst in kurzer Zeit schon wieder normal zu sein scheint, fand ich etwas befremdlich. Ebenso war die Flucht vor der Wasserpolizei, trotz der sehenswerten Aufnahmen, viel zu einfach.
Krasses Fazit:
Wie erwähnt ist „Krass Klassenfahrt“ ein lustige kleine und naive Komödie. An den aktuell deutschen Klassenbesten wie: „Der Boandlkramer und die ewige Liebe“, „Beckenrand Sheriff“ oder gar den Eberhofer Filmen wie „Kaiserschmarrndrama“ reicht sie zwar nicht heran, dürfte aber gerade Fans der Webserie dennoch gut gefallen. Ich für meinen Teil wurde sogar positiv überrascht, stellte mich aufgrund meiner Recherchen schon auf das Schlimmste ein. Entgegen einigen anderen Rezensenten konnte mir der Film mir sogar einige Lacher entlocken. Die sympathischsten Figuren waren für mich Cornelius, gespielt von Sydney Amoo und Referendar Georg, gespielt von Jamie Birrel. Überzeugend und das ohne langjährige Schauspielausbildung fand ich auch Jonas Ems als McLarry, wie auch Vivien König als Alena. Die übrigen Darsteller spielten von okay bis ordentlich. Im Hinterkopf sollte man dabei behalten, dass es sich hier nicht durchgehend um ausgebildete Schauspieler handelt.

Regisseur und Autor Felix Charin lieferte hier eine gängige Komödie ab, die sich an den bekannten Genrevertretern orientiert. Manches macht der Film recht ordentlich, manches auch nicht. Die Defizite im Storytelling sind teils recht ersichtlich, werden aber durch den ein oder anderen passenden Gag wieder ausgeglichen. Hierbei darf man ebenfalls nicht vergessen, dass „Krass Klassenfahrt“ Charins erstes Großprojekt darstellt. Andererseits dürfte es auch von Vorteil gewesen sein, den Film auf der gleichnamigen Webserie von Jonas Ems und Jonas Wuttke aufzubauen, anstatt ein eigenes, unbekanntes Projekt an den Start zu bringen. Letztlich kommt es wie immer darauf, an was man erwartet. „Krass Klassenfahrt“ ist in Summe ein Nettes, wenn auch leicht naives Teenager Filmchen, das trotz mancher Defizite durchaus unterhalten kann und für Fans der Webserie wohl ein Muss sein wird.
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