Just a Gigolo: Review

Just a Gigolo: alte Gigolos haben auch Probleme!

„Just a Gigolo“ – Regisseur Olivier Baroux verwandelt Kad Merad aus „Willkommen bei den Sch’tis“ in einen abgehalfterten Gigolo namens Alex. Dieser angelt sich zu seinen Jugendjahren, eine alte Fregatte, ähm tschuldigung, eine wohlhabende ältere Dame.
Während die Jahre vergehen, wird auch Alex nicht jünger, seine Lebensgefährtin dafür immer älter. Doch was macht man, wenn Madame sich einen jüngeren sucht, welche Chancen hat man noch als Gigolo jenseits der 60? Ob mich Olivier Baroux Komödie überzeugen konnte und ob der alte Gigolo Alex nochmal eine Frau abbekommt, das erfahrt ihr wie immer in den nachfolgenden Zeilen.
I’m just a gigolo and everywhere I go…
Schon früh lernt der junge Alex, mit harter Arbeit kommt man nicht weit. Sein Vater buckelte von früh bis spät als LKW-Fahrer, bis er eines Tages am Lenkrad einnickte und mit einem großen Knall in die Luft flog. Nein das ist nichts für Vaters Sohn, ein vermögendes Leben zu führen, das muss auch einfacher gehen. Als junger Mann hat er den Dreh raus und versucht in einem teuren Ferienresort, betagte Damen von sich zu begeistern.

So angelt er sich die wesentlich ältere Denise, mit der er einige Jahrzehnte zusammenlebt. Er ist sich sicher, eines Tages wird er Denise beerben. Mit über 90, ein absehbarer Zeitraum und so lange kann er ja trotzdem ihr Geld ausgeben. Dumm nur das sich Denise den charmanten Autoverkäufer angelt, der Alex gerade erst ein neues Auto verkauft hat.

Noch dümmer, Alex kam nie auf die Idee Denise zu heiraten, so muss er ohne einen Cent das Anwesen verlassen. Es bleibt ihm nichts anderes übrig als bei seiner alleinerziehenden Schwester Sarah unterzukommen. Diese hat er zwar Jahrzehnte nicht gesehen, aber sie wird sicher nicht ihren einzigen Bruder abweisen. Er braucht sie ja auch nur solange, bis er wieder im Sattel sitzt. Man kann sich denken, dass seine Schwester alles andere als begeistert ist. Nun stellt sich die Frage, ob Alex sein altes Leben zurückbekommt oder ob er es sich mit allen und jedem endgültig verscherzt …
…People know the part I’m playing
Wie es schon die beiden Textzeilen aus dem gleichnamigen Song verraten, die Leute wissen, was ein Gigolo so treibt. So auch Kad Merad als Schwindler Alex. Viele Jahre konnte er sich auf seiner Eroberung ausruhen. Nun ist er selbst alt und statt einem Waschbrettbauch, macht sich ein Waschbeckenbauch breit. Seine alte Flamme Denise und wir reden hier von wirklich alt, geschätzt 200, ist ebenfalls an jüngeren Modellen interessiert und so wird Alex flugs gegen den jüngeren charmanten Autoverkäufer ersetzt. Zu herrlich die Szene, als der Betrüger zum Betrogenen wird und Alex mit Sack und Pack ausziehen darf.

Regisseur Olivier Baroux zeigt auf unterhaltsame Weise, wie ein alternder Gigolo mit veralteten Methoden, in der heutigen Zeit versucht, Land zu gewinnen. Dabei scheint es so, dass einige alte Anmach Methoden, noch nicht ganz aus der Mode gekommen sind. So einfach, wie es sich unsere Hauptfigur vorstellt, macht es ihm Regisseur Baroux natürlich nicht. Alex muss erst bei seiner Schwester gut Wetter machen. Da diese von ihrem Bruder so gar nichts hält. Dazu muss Alex sehen, dass er sich eine neue wohlhabende Geldgeberin angelt. Während alte Familienbande aufkeimen und auch die Nähe zu seinem Neffen wächst. Kann der erfahrene Zuschauer natürlich erahnen wohin sich die Geschichte entwickelt.
Ich hatte ehrlich gesagt einige Befürchtungen. So gibt es genügend Komödien, die mit dem Element der Dramatik spielen, dann aber auch Längen aufweisen. Hier überraschte mich Baroux. Dieser zeigt hier eine, für französische Filmkomödien, recht knackige Inszenierung. Natürlich nimmt die Geschichte die bekannten Wendungen: Ablehnung, Zuneigung, Verrat, Erkenntnis, Enttäuschung, Versöhnung. Im Vergleich zu anderen Regisseuren versucht Baroux erst gar nicht, diese in tiefer Pseudo-Dramatik zu ersäufen. Im Gegensatz er behält die Leichtigkeit bei. Die Figur sieht ihr Fehlverhalten ein und versucht, dieses wieder gut zu machen. Ohne dabei auf allen vieren angekrochen zu kommen und um Vergebung zu betteln, wie man es in anderen Filmen schon zu oft sah.
Es ist immer noch eine Komödie und so behalten die lustigen Szenen die Oberhand mit einem versöhnlichen und lustigen Ende. Kad Merad hat schon mehrfach bewiesen, dass er ein komödiantisches Talent besitzt. Besonders in Szenen, die im ersten Moment gar nicht lustig sein sollen. So liefert er in „Just a Gigolo“ wieder eine tolle Performance ab. Es gibt eine Menge zu lachen und auch zum Fremdschämen. Besonders lustig wird es, wenn er seinem Neffen, seine Verführungskünste beibringen will. Oder komplett auf dem falschen Dampfer ist, als er seine Künste bei einer Eisladenbesitzerin anwendet. Hier führt uns Regisseur Baroux mal so richtig an der Nase herum.
Fazit:
„Just a Gigolo“ von Olivier Baroux ist eine leichte und unterhaltsame französische Sommerkomödie geworden. Kad Merad gibt hier den herrlich verschrobenen alternden Gigolo. Welcher von seiner noch älteren Lebensgefährtin vor die Tür gesetzt wird. Sein Weg zurück ins Bett, einer betagten wohlhabenden Dame, fällt für diesen natürlich besonders schwierig aus. Besonders wenn der Herr seine besten Jahre selbst schon überschritten hat. Auch seine Verführungskünste sind nicht mehr wirklich up to date. So stolpert unser Gigolo erwartungsgemäß von einem Fettnäpfchen in das Nächste.
Auch wird das Thema Geld für ihn zu einem richtigen Problem. Entgegen ein paar Befürchtungen habe ich mich köstlich amüsiert und in manchen Szenen auch Tränen gelacht. Kad Merad gibt mit seiner achtziger Jahre Föhnfrisur den perfekten, abgehalfterten Gigolo. So geht meine Sichtungsempfehlung an all diejenigen, die sich einfach mal locker und leicht unterhalten lassen wollen und zum Lachen nicht in den Keller gehen müssen. Wer noch nach weiteren Komödien sucht, die das Thema Beziehung zum Inhalt haben, darf sich gerne meine Reviews zu „Louis, der Geizkragen“ und „Es ist zu Deinem Besten“ anschauen.
Bilder & Trailer © 2021 Lighthouse Home Entertainment – alle Rechte vorbehalten!