HJERSON – STAFFEL 1 – REVIEW
HJERSON: Nach Poirot übernimmt Hjerson die Ermittlungen.

HJERSON: STAFFEL 1: Agatha Christie dürfte unbestritten die Meisterin der Krimis sein. Schuf sie doch mit die bekanntesten Krimi-Ermittler weltweit. Wer kennt sie nicht, die alte schrullige Hobby-Ermittlerin namens Jane Marple oder den belgischen Meisterdetektiv Hercules Poirot. In ihren Poirot-Romanen erweckte sie eine weitere Krimi-Autorin zum Leben, Ariadne Oliver. Diese kreierte einen eigenen Detektiv, den Schweden Sven Hjerson.
So sah Christie in der fiktiven Autorin Ariadne ein Pendant zu sich selbst. Und wie sie Poirot erschaffen hat, erschuf Ariadne ihren Hjerson. Diese Figur wurde nun durch eine Co-Produktion vom ZDF, TV4 und CMore in Serienform, ebenfalls auf die Bildschirme gebannt. Die erste Staffel umfasst dabei 4 Episoden in Spielfilmlänge. Erzählt wird die Geschichte um den Ex-Kommissar Sven Hjerson, der aus mysteriösen Umständen den Polizeidienst quittierte. Ob und wie mir diese neue Krimiserie gefallen hat, erfahrt Ihr wie immer in den nachfolgenden Zeilen.
Hjerson ermittelt!
Klara Sandberg ist von ihrer aktuellen Situation alles andere als begeistert. Weder läuft es mit ihrem Freund noch mit ihrem Job sonderlich gut. Sie ist zwar TV-Produzentin mit ihrer Show „Milf Hotel“ recht erfolgreich, aber das ist nicht das, was sie produzieren will. Sie will keine gescriptete Beziehungs-Reality-Show, sie will etwas Neues, Spannendes und Bleibendes kreieren. Ihre Idee, eine Reality-Crime-Show. In dieser sollen echte Mordfälle gelöst werden.

Und als Ermittler, stellt sie sich Schwedens einstigen Top Kriminalist Sven Hjerson vor.Dabei hat sie allerdings zwei Probleme zu bewältigen. Hjerson ist seit einiger Zeit unter mysteriösen Umständen aus dem Polizeidienst ausgeschieden und untergetaucht. Ihr Sender Chef macht ihr Druck, da er davon ausgeht, das sie Hjerson schon längst unter Vertrag hat.
Womit sie sich gleich an seine Fersen heftet, um ihn für ihre True-Crime-Show zu gewinnen. Dabei kommt ihr der Zufall zu Hilfe, gibt es auf der Fähre doch tatsächlich einen Mord. Hjerson selbst ist zwar alles andere als geneigt sich wieder der Kriminalistik zu widmen, doch Klaras Hartnäckigkeit und einige interessante Fakten, wecken in ihm den alten Spürsinn.
So gehen sie gemeinsam auf Täterjagd, was der ehemalige Kriminologe wahrlich genießt. Klara ist jedoch noch nicht am Ziel und weiß ebenfalls nicht wie Hjerson auf ihre wahren Beweggründe reagieren wird. Selbst wenn die beiden den Fall lösen können, wäre es möglich, das Klara nach diesem Krimi Abenteuer ohne Job dasteht.
Ein Ermittler, eine TV-Redakteurin und vier Morde
Krimis scheinen wieder Hochkonjunktur zu haben, insbesondere diese nach der renommierten Autorin Agatha Christie. So sind aktuell einige Titel, wie die französische Krimiserie „Agatha Christies Mörderische Spiele“ im Fernsehen oder auch Kenneth Branaghs Neuverfilmung von „Tod auf dem Nil“ im Kino zu sehen. Schaut man sich weitere aktuelle Produktionen an, merkt man sehr schnell, von welcher Autorin diese inspiriert wurden. Siehe Titel wie „Miss Fishers mysteriöse Mordfälle“ oder „Knives Out“. So war es nur eine Frage der Zeit, bis jemand über eine weitere Figur aus Agathas Christies Feder stolpern wird.
Damit dürfen wir uns anstatt eines weiteren Remakes von Hercules Poirot oder gar Miss Marple, über einen gänzlich neuen Charakter freuen. Denn nun lernen wir nun den schwedischen Ermittler Sven Hjerson kennen. Dieser erblickte das Licht in der Roman-Welt innerhalb der Poirot-Geschichten. Wo Agatha Christie nicht nur eine fiktive Autorin, sondern auch deren fiktiven Kriminalisten kreierte. Diese fiktive Autorin war mit Hercules Poirot befreundet und dieser war es wohl auch, der seine Freundin zu Sven Hjerson inspirierte.

Dabei bekommt der Zuschauer in dieser neuen Serie aber keine Poirot-Kopie geboten, man erschuf eine neue Figur, welche für sich alleinstehen kann und äußerst extrovertiert zu sein scheint. Hierbei könnte man irrtümlich glauben, man habe es mit einer schwedischen Ausgabe von „Monk“ zu tun. Doch weit gefehlt, Sven Hjerson ist ein wesentlich komplexerer und äußerst interessanter Charakter. So hat dieser zwar auch ein paar Marotten, ist aber weder panisch noch manisch-depressiv und leidet nicht an Obsessionen. Ebenso ist er körperlicher Nähe nicht abgeneigt, kann aber wie eine Diva ebenso schnell die Meinung ändern oder gar zickig reagieren.
Obgleich er sich überaus gediegen durch die Welt bewegt, ist er seichter Unterhaltung und kurzen Affären mit Männern nicht abgeneigt. Sven Hjersons Werdegang scheint in seiner Vergangenheit begründet. Ist er doch unter äußerst befremdlichen Umständen geboren und aufgewachsen. So gab es neben der nun verstorbenen Mutter, zu der er keinen Bezug hatte, auch eine leibliche längst verstorbene. Dies, wie seine vorzeitig beendete Karriere bei der Polizei, sind nur Puzzleteile seines komplizierten Lebens, die er scheinbar selber noch nicht alle kennt.

Ihm zur Seite stellte man die TV-Produzentin Klara Sandberg, die ebenfalls an einem Scheideweg ihn ihrem Leben steht. Sie ist zwar Produzentin einer erfolgreichen Reality-Beziehungsshow im Fernsehen, welche eher eine Last anstatt eine Freude ist. Ist ihr diese seichte Unterhaltung ein Graus. So wird sie vor die Wahl gestellt entweder ihr „Milf-Hotel“ weiterzumachen oder Sven Hjerson für eine True-Crime-Show zu gewinnen. Hervorragend an dieser Konstellation, die Charaktere Klara und Sven schenken sich in ihrer Art nichts. So könnten diese nicht unterschiedlicher sein und passen wohl gerade deswegen als Team perfekt zusammen.
Hierbei muss ich sagen, dass die Darsteller Johan Rheborg (Sven Hjerson) und Hanna Alström (Klara Sandberg) ihre Figuren großartig spielen. Man wird schon in der ersten Episode mitgenommen, egal ob es den Mordfall, die Interaktion, die witzigen und teils skurrilen Momente betrifft. Selten hat mich eine Serie, ebenso wie Johan Rheborg als Hjerson, schon bei der ersten Folge abgeholt. Noch besser, die Serie weiß auch über vier Episoden, ihr Niveau zu halten. Selbst mein aktuelles Highlight „Murdoch Mysteries“ brauchte dazu drei Folgen, ebenso wie „Professor T“. Wobei ich die Serie „Hjerson“ qualitativ doch noch ein Stück vor diesen beiden sehe., daher, gerne mehr davon.
Fazit:
Die neue Serie „Hjerson“ hat mich völlig überrascht und das im positiven Sinn. Von skandinavischen Produktionen halte ich eh schon viel, dennoch haben sie es erneut geschafft, aus etwas Altbekannten, etwas Neues und Frisches zu erschaffen. Serien, die einem Ermittler mit einer Menge an Marotten folgen gibt es viele, siehe „Monk“. Mit „Hjerson“ zeigen die Macher zwar ebenfalls einen Charakter mit Marotten, diese wirken aber trotz des extrovertierten Verhaltens immer noch recht menschlich und nachvollziehbar. Dies würzte man mit skurrilen Einfällen, schwarzen Humor.
Aber auch überaus sympathischen Hauptdarstellern, wie interessanten Mordfällen. Dabei erzeugen nicht nur die Morde Spannung, sondern ebenfalls die Geheimnisse die Sven Hjerson umgeben. Aber auch bei Klara weiß man nicht wie sich ihr Leben entwickelt, scheint ihre zweite Beziehung, wie ihr Job ebenfalls auf der Kippe zu stehen. So geht es in „Hjerson“ nicht nur um Kriminalfälle, sondern auch um die Charaktere selbst. Welche neben den Ermittlungen auch noch ein eigenes Leben besitzen.

Wer nun befürchtet das Klara und Sven ein Liebespaar wird, den muss ich enttäuschen. Bzw. sollte der aufmerksame Leser schon wissen, warum dies nichts wird. Die Charaktere selbst haben eher eine freundschaftliche, fast schon familiäre Beziehung. So wie großer Bruder, kleine Schwester. „Hjerson“ ist zumindest für mich der neue Stern am Kriminalserien Himmel. Die rund 90-minütigen Episoden beziehen sich nicht alleing auf die Mordfälle, sondern lassen den Charakteren Spielraum sich zu entfalten. Die Figurenentwicklung verläuft dann auch über die Episoden hinweg. So werden die Personen im Verlauf nicht nur interessanter, man beginnt eine Verbindung zu ihnen aufbauen.
Während Klara noch eine Tochter hat, sowie eine Beziehung zu einem merkwürdigen Typ hat und selbst wohl nicht weiß, was sie will. Wird Hjerson von seiner Vergangenheit verfolgt, die bereits im Kindesalter ihren mysteriösen Anfang findet. Bis hin zu der Frage, wieso Sven bei seinem letzten Fall als Polizist eine Entscheidung getroffen hat, welche seine Karriere beendete. So bleibt zu hoffen, dass die Macher auf diesem hohen Niveau schon an einer weiteren Staffel arbeiten. Um uns Zuschauern diese Fragen zu beantworten. So bleibe ich gespannt, wie es weitergeht und möchte, allen Krimifans dieses Kleine skandinavische Serienjuwel ans Herz legen.
Noch mehr von der guten Agatha Christie findet sich für Krimifans in der französischen Serie „Agatha Christie Mörderische Spiele“ oder auch bei „Miss Fishers“ Ermittlungen. Deren Ähnlichkeit zu Christies Figuren nicht zu übersehen ist.
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