Happily: Glück, Pech, Mord und überirdische Mächte.
Happily: Glück in der Ehe, Pech beim Mord: klingt vielsprechend und ist doch so anders geworden. Liest man den Titel, ist man versucht an Michael Douglas „Rosenkrieg“ zu denken. Sieht man letztlich den Film selbst, kommt man zu dem Schluss, dass man vollends auf dem falschen Dampfer war.
Was ehrlich gesagt auch an diesem etwas verwirrenden Titel liegt. Bezogen auf den Streifen selbst, bin ich nach dessen Sichtung nicht sicher, was ich da eigentlich gesehen habe. Von der Grundidee her, hätte hier tatsächlich ein Kevin Smith oder die Coen Brüder dahinterstecken können. Ob mich diese verrückte Mysterie-Thriller-Komödie überzeugen konnte, erfahrt Ihr wie immer in den nachfolgenden Zeilen.
Happily oder ein ganz glückliches Ehepaar
Vierzehn Jahre verheiratet und immer noch so verliebt wie am ersten Tag. Und selbst der Sex scheint noch grandios zu sein. Kann sowas sein? Ja, zumindest wenn man das Ehepaar Tom und Janet sieht. Für Ihre Freunde ein nicht nachvollziehbarer Umstand, im Gegenteil diese sind sogar der Meinung, das müsse unnatürlich sein. Vierzehn Jahre verheiratet und können zu keiner Minute die Finger voneinander lassen, das kann doch nicht normal sein, oder?
Dieser „besondere“ Umstand fällt auch einer geheimen Organisation auf, die sogleich einen Mitarbeiter vorbeischickt, um diese Glückseligkeit zu unterbinden. Eine Injektion sollte das Problem beheben. Tom und Janet verstehen die Welt nicht mehr und bevor dieser merkwürdige Mitarbeiter loslegen kann, zieht im Janet eins über. Dummerweise etwas zu heftig, da dieser sogleich das Zeitliche segnet.
Jetzt ist Panik angesagt, eine Leiche, zwei Spritzen, tausend Fragen. Aber erst muss der Tote weg. Nach getaner Arbeit gilt: sich so normal wie möglich zu verhalten. Hier bietet sich ein gemeinsames Wochenende, in einer Villa mit den Freunden an. Diese wollten Tom und Janet zwar ausladen, aber eine Person entschied sich dagegen. Das könnte also das perfekte Alibi werden.
Als den Party-machenden Endvierzigerin, im Laufe des Abends der Alkohol ausgeht. Bietet sich Janet an, Nachschub zu holen. Im Supermarket erwartet sie die Überraschung ihres Lebens. Der verbuddelte Tote steht lebendig vor ihr. War dies alles nur ein Scherz, ihrer Freunde oder steckt hier noch was ganz anderes im Busch? Das gilt es für Tom und Janet nun herauszufinden. Die Lösung gestaltet sich aber mehr als verstörend.
Ziemlich surreal oder?
So skurrile und krude Ideen hat meist Kevin Smith. Aber auch die Coen Brüder können solch herrlich schräge Geschichten erzählen. Im Gegensatz zu Smith oder den Coens, verfranzte sich Regisseur und Drehbuchautor BenDavid Grabinski (ja, das schreibt man zusammen) gehörig. Dies ist zwar sein erster Spielfilm, dennoch fällt es mir schwer, über manche Ungereimtheiten hinwegzusehen.
So lässt Grabinski seine Hauptdarsteller Joel McHael als Tom und Kerry Bishé als Janet, selbst nach 14 Ehejahren immer noch dauerverliebt übereinander herfallen. Selbst Rollenspiele und Quickies, in der Öffentlichkeit sind noch an der Tagesordnung. Sehr zum Unverständnis ihres Freundeskreises.
Dieses Unverständnis ist es auch, welches die Story in Gang bringt. So ruft dieser vermeintlich abnormale Umstand, einen geheimnisvollen Mitarbeiter, einer noch geheimnisvolleren Organisation auf den Plan. Dieser soll mittels einer Injektion, den „Normalzustand“ bei Tom und Janet herstellen. Von dieser Geschichte völlig überfordert, zieht Janet im Affekt diesem Fremden eins über den Schädel. Womit der Unbekannte das zeitliche segnet und die beiden eine Leiche am Hals haben.
Nach einigen Irrungen und Wirrungen, wie man eine Leiche beseitigt, gilt es die Unschuld vom Lande zu spielen und sich ein Alibi zu verschaffen. Ein Wochenende mit den vermeintlichen Freunden, sollte sich doch perfekt anbieten. Dumm nur, dass der Begrabene nicht unter der Erde bleiben will. So beginnt der Film immer kuriosere Züge anzunehmen. Bis ein Stuhlkreis am Ende die Erkenntnis bringen soll.
Ja, solch eine Story könnte durchaus von den Coens stammen aber wie bereits gesagt, verfranste sich der Regisseur in seiner eigenen Geschichte. Bis zu dem gemeinsamen Wochenende, welches als Alibi gelten sollte, sieht alles nach einer rabenschwarzen Komödie aus. Und selbst das Auftauchen des Toten, stellt sich für die Protagonisten als Streich ihrer „Freunde“ dar, worauf es gilt, herauszufinden wer ihnen so übel mitspielen wollte.
So weit, so gut, nun beginnt aber Regisseur Grabinski die Mystery Karte in „Happily“ auszuspielen und verfängt sich zunehmend in seinen eigenen gestreuten Twist. So soll die Berichtigung der „Funktionsstörung“ von Tom und Janet wohl von einer übergeordneten Macht in die Wege geleitet worden sein. Diese ist es auch, die Tom, Janet und ihre Freunde in diese moderne Villa brachte. In der sie sich letztlich alle mehr oder weniger vor ihren eigenen Vergehen verantworten (freisprechen) müssen.
So war die erste Hälfte noch recht vielversprechend, gen Ende scheint der Filmemacher selbst den Faden verloren zu haben und schafft es nicht seine Wendungen plausibel zu Ende zu führen. Dies lässt den Zuschauer oder besser gesagt mich, dann recht verständnislos zurück. Womit die Frage aufkam: „und warum das alles“ oder „was wollte uns der Regisseur letztlich mit seinem Film sagen?“
Fazit:
Happily: Joel McHale bekannt aus „Community“ und Kerry Bishé aus „Halt and Catch Fire“ brillieren hier als ewig verliebtes Ehepaar, welches ihren Freunden so richtig auf die Nerven geht. Dies wäre als Komödie schon recht gut geeignet gewesen. Nun zieht Grabinski die Mystery Karte und lässt einen geheimnisvollen Fremden auftauchen, der dieses Fehlverhalten mittels einer Injektion berichtigen soll.
Im Zuge der erhitzten Gemüter kommt es zu einem Mord, doch der Tote will nicht tot bleiben. Ab da wird Happily zu einer Mystery Komödie, die Lust auf mehr macht. Doch Grabinski bastelte so merkwürdigen Twists ein, die er nicht aufzulösen vermochte und die den Zuschauer mit noch mehr unbeantwortete Fragen zurückließen.
So bin ich mit meiner Wertung etwas im Zwiespalt. Fand ich ca. dreiviertel des Films noch wirklich unterhaltsam, bestand das Ende nur noch aus Fragezeichen und Unverständnis. Gilt ein intaktes langes Eheleben als abnormal und muss man das beheben? Um was ging es jetzt eigentlich wirklich?
War der Anfang noch wirklich unterhaltsam, empfand ich den Film gen Ende hin recht wirr und etwas enttäuschend. Hier ziehe ich gängige Krimi-Komödie mit echten Tätern und Opfern wie in „Last Looks“ vor. Wer jedoch mit einem Ende mit zig offenen Fragen leben kann, dürfte sich dennoch gut unterhalten fühlen.
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