Der Graf von Monte Christo (Gankutsuō): REVIEW
Der Graf von Monte Christo (Gankutsuō) als Anime!

Der Graf von Monte Christo (Gankutsuō): das hätte Autor Alexandre Dumas wohl nicht in seinen kühnsten Träumen erwartet. Sein großer Roman Klassiker, neuzeitlich verpackt, in das Jahr 5053 verlegt und das Ganze auch noch als Anime umgesetzt. Solch ein literarisches Werk filmisch umzusetzen ist schon eine Herausforderung an sich.
Dies aber als Anime Serie zu tun, dürfte den Machern noch einiges mehr abverlangt haben. So brachte das Studio Gozo unter der Leitung von Regisseur Mahiro Maeda, seine Version des Grafen von Monte Christo als Anime Serie heraus. Koch Films veröffentlichte nun die erste Staffel, dieser außergewöhnlichen Anime-Serie auf Blu-ray und DVD und stellte mir die Blu-Ray zur Ansicht zur Verfügung. Wie sich nun Maedas‘ Interpretation von Dumas Roman in Form eines Anime geschlagen hat, erfahrt Ihr wie immer in den nachfolgenden Zeilen.
Der Geschichte beginnt
Wir schreiben das Jahr 5053 und folgen zwei jungen Männern, Albert de Morcerf und Franz d´Epinay. Beide von adligen Geschlecht. Ein letztes Mal haben sie die Möglichkeit, ihre jugendliche Freiheit zu genießen, bevor es für beide in den Hafen der arrangierten Ehen geht. So wollen beide den Karneval auf dem Planeten Luna nochmals ausgiebig erleben. Dies wird auch der Ort sein, an dem sie zum ersten Mal auf den geheimnisvollen Grafen von Monte Christo treffen werden. Ein scheinbar unendlich reicher und dennoch kultivierter Lebemann.
Albert ist von dieser Erscheinung sofort fasziniert, während in Franz das Misstrauen wächst. So hat er das Gefühl das von diesem, zwar charmanten Grafen, dennoch eine Bedrohung ausgeht. Albert hingegen wird von diesem mysteriösen Unbekannten geradezu magisch angezogen. Weshalb er ihn, ohne groß darüber nachzudenken, zu sich nach Hause nach Paris einlädt. Seine Eltern müssen diesen faszinierenden Mann unbedingt kennen lernen.

Der Graf nimmt diese dankend an. Nach seinem Eintreffen in Paris, folgt sogleich das Diner bei den de Morcerfs. Womit Albert bei seiner Euphorie nicht rechnen konnte, ist ein merkwürdiger Umstand. So liegt nach der Bekanntmachung des Grafen mit seinen Eltern, eine merkwürdige Spannung in der Luft. Und auch das Diner verläuft für alle Beteiligten, außer für den Grafen selbst, recht angespannt. Kann es sein, dass der Graf seinen Eltern nicht so unbekannt ist, wie es den Anschein erwecken soll?
Besteht hier eventuell sogar eine Art Verbindung, zu seiner Familie und dem Grafen? Vielleicht sogar eine, die bis vor seine Geburt zurückreicht? Was hat das alles zu bedeuten, was wird hier verheimlicht? Die Antworten, die Albert nach und nach herausfinden wird, werden ihm alles andere als gefallen, soviel dürfte schon mal sicher sein.
Alter Roman, extrem modern verpackt
Ehrlich gesagt sind mir schon viele Literaturverfilmungen von Dumas „Der Graf von Monte Christo“ untergekommen, ebenso kenne ich natürlich auch das Buch. Dieses zählte zu meinen Jugendtagen zu den Pflichtlektüren. Von „Der Graf von Monte Christo“ gibt es mal mehr, mal weniger gute Verfilmungen. So finde ich persönlich, die TV Mini-Serie aus dem Jahr 1998, mit Gerard Depardieu in der Hauptrolle, als die gelungenste. Nun war ich natürlich umso mehr gespannt, einen Blick auf die erste Anime-Version, des Grafen zu werfen.
Um es gleich vorwegzunehmen, diese hat mich geradezu umgehauen. Was nicht nur an der literarischen Umsetzung lag. So war ich doch ziemlich skeptisch, was die Verlagerung der Geschichte einst beginnend im Jahr 1815, in das Jahr 5053 betraf. Können die Verläufe, Twists und Vorgehensweisen, in solch einer fernen Zukunft, mit all der Technik und dem Wissen, überhaupt noch funktionieren? War es doch noch recht einfach, im Jahr 1815 einen Menschen mal schnell wegzusperren.
Geschweige denn, diese Spielchen, die der Graf in der alten Erzählung mit seinen Peinigern trieb. So war doch der Wissenstand der damaligen Menschen noch sehr naiv, dass ein Täuschen und Betrügen recht einfach verlief. In einer weit entfernten Zukunft, mit einem wesentlich höheren Wissenstand, müsste sich dies doch wesentlich schwieriger gestalten. Trotz dieser Zweifel hat Mahiro Maedas Anime-Version, diese Aufgabe unglaublich gut bewältigt.

Im Vergleich zu vielen anderen Animes lässt Maeda, der Geschichte und seinen Charakteren, viel Zeit sich zu entfalten. Womit man der Serie leider auch einen recht gemächlichen, aber nicht langweiligen Verlauf unterstellen muss. Dabei verfolgt die Serie einen gänzlich anderen Ansatz, als der, des Romans. Hier wird die Geschichte nicht aus der Sicht des Grafen, sondern der des jungen Albert de Mocerf erzählt. Dies schafft ganz neue Möglichkeiten, die bekannte Geschichte neu zu erzählen.
So war Albert in der Originalgeschichte ein kollateral Schaden. Ein junger Mann, der die Sünden des Vaters, wie aus heiterem Himmel, zu spüren bekam. Hier ist es nun Albert, der die Wahrheit herausfindet und in direkter Interaktion mit dem Grafen steht. Das Ganze untermalt Regisseur Maeda, mit einer sehr fantasievollen Darstellung der Zukunft und einem äußerst kreativen Animationsstil.

Anders wie zum Beispiel bei „JoJo’s Bizarre Adventure„, ist man während der ersten Minuten der Meinung einen psychodelischen Schock erlitten zu haben. So überzogen die Animationskünstler, Haare und Kleidung mit sich wechselnden Texturen. Womit das ganze Bild wie ein lebendiger Organismus wirkt. Alles ist in Bewegung, keine Form und Farbe gleicht der anderen. So faszinierend diese künstlerische Darstellung auch ist, gibt es dabei auch ein Problem.
Man wird als Zuschauer einerseits in den Bann dieser Wechselwirkungen gezogen, andererseits ist dies für die Augen mit der Zeit recht anstrengend. Ebenfalls lenkt dies auch etwas von der Geschichte ab und man muss wesentlich mehr konzentrieren. Dies gibt sich zwar mit der Zeit, aber man sollte sich beim Schauen, nicht noch von anderen Dingen ablenken lassen. Zumindest für mich ist Maedas Serie, keine die man mal schnell nebenher schauen kann.
Albert de Mocerf, der Graf, das Fazit:
War bisher Alexandre Dumas Geschichte um den jungen Edmond Dantès, der zum Grafen von Monte Christo wurde, die Hauptattraktion jeder Verfilmung. Setzt die Kreativität des Regisseurs Mahiro Maeda, dieser Geschichte noch ein Krönchen oben drauf. Die gewählten grafischen Stilmittel, mit in sich fließenden Texturen, untermalen die Geschichte wie eine bildhaft gewordene Symphonie. Wobei man sagen muss, zum „Bingen“ (Dauerschauen) eignet sich dieser Stil nicht. Nach mehr als einer Folge brauchen nicht nur die Augen eine Pause.

Dieser Stil macht es leider auch etwas anstrengend, der Geschichte zu folgen. Ist man doch schnell von wechselnden psychodelischen Bildern abgelenkt. Ebenso erfrischend, fand ich Idee, die Geschichte aus der Sicht einer anderen Person zu erzählen. So folgen wir nicht des Grafen Gedanken, sondern denen von Albert de Mocerf. So muss dieser erst herausfinden, was es mit diesem geheimnisvollen Mann auf sich hat. Diese wirklich überaus kreative Romanumsetzung wird mit einer überaus gelungenen Synchronisation abgerundet.
Kommt es doch leider viel zu oft vor, dass ungeübte Sprecher oder Laien hinter dem Mikrofon sitzen. Nicht so bei dieser Produktion, hier sitzt meiner Meinung nach jeder Satz, jede Betonung und jede Stimme. Alles in allem bin ich der Meinung, dass diese Neuinterpretation ein Muss für alle Anime-Fans darstellt. Wer wiederum, etwas älter und Fan des Romans ist, sollte eventuell eine vorige Trailer-Sichtung in Betracht ziehen. Das gewählte Stilmittel ist gerade für Augen, fortgeschrittenen Alters, doch etwas anstrengend.
Der Graf von Monte Christo Roman
1844/46 veröffentlichte der französische Autor Alexandre Dumas (1802-1870) seinen Abenteuer Roman über die tragische Figur Edmond Dantès. Der aus Missgunst Opfer einer Verschwörung wird. Viele Jahre eingekerkert auf einer Gefängnis Insel kennt Edmond nur noch Rache. Welche er nach seiner Flucht auf unbarmherzige Art umsetzt. Ebenfalls aus der Feder von Dumas stammt u.a. die Romane über die drei / vier Musketiere.
Empfehlungen:
Weitere empfehlenswerte Animes die ich an dieser Stelle erwähnen möchte wären: „Talentless Nana„, „Otherside Picnic“ oder auch „Jojo’s Bizarre Adventures„
Bilder © Plaion Pictures – alle Rechte vorbehalten!