Fukushima (2020): Review
Fukushima (2020): die Atomkatastrophe nun als Film!

Fukushima (2020): Wer hätte gedacht, das es nach Tschernobyl nicht mal 30 Jahre dauern wird, bis die Welt erneut einer Naturkatastrophe erliegt. Was in diesem Fall keine fiktive Idee japanischer Filmemacher war, sondern im Jahr 2011 zur traurigen Realität wurde. Somit wird nur rund 25 Jahre nach dem Reaktorunfall in Tschernobyl, diee japanische Stadt Fukushima zum Mittelpunkt des weltweiten Interesses.
Der Anlass könnte kaum dramatischer sein, als am 11. März 2011 das Kernkraftwerk in Fukushima von einem Tsunami getroffen wird und das Unheil seinen Lauf nimmt. Ob der Film mit neuen Erkenntnissen aufwarten kann und wie der Film allgemein auf mich gewirkt hat, erfahrt Ihr wie immer in den nachfolgenden Zeilen.
Nach HBOs Serie Chernobyl, nun Fukushima
11. März 2011, Freitag 14:47 Uhr, der Zeitpunkt als ein Erdbeben mit Stärke 9,1 auftritt und mit ihm eine riesige Monsterwelle auf das Kernkraftwerk in Fukushima einschlägt. Im Leitstand des Kraftwerks ist man sich dieser Gefahr nicht bewusst, zu stabil und sicher sind die Wände die dieses Gebäude schützen. Keiner ahnt, das selbst diese starken Mauern der anrückenden Naturgewalt nicht stand halten werden. Als die Alarmglocken erklingen, ist sich noch niemand der Ausmaße dieser Katatstrophe bewusst.

Der Tsunami legte bei seinem Einschlag nicht nur die Stromversorgung lahm, sondern richtete gewaltige Schäden an dem Kraftwerk selbst an. Schichtleiter Toshia Izaki (Koichi Sato) weiß nicht wo ihm der Kopf steht, alle Warnleuchten scheinen zu glühen. Denn nicht nur einer sondern gleich vier Reaktoren scheinen kurz vor der Kernschmelze zu sein. So setzen Toshia und der Werksleiter Masao Yoshida (Ken Watanabe) alles daran, die drohende Katastrophe einzudämmen. Eines ist beiden Männern gewiss, ohne Verluste werden sie diesen ausweglosen Kampf nicht gewinnen können, aber wie entscheidet man wer leben darf und wen man in den drohenden Tod schickt.
Wie sieht nun die filmische Aufarbeitung aus?
Der Film beginnt mit einem eher dokumentarischen Stil. Die Charakterisierung der Beteiligten bleibt bis aus ein paar Kurzinfos aus. So kommt dieser gleich mit dem Erdbeben zur Sache, gefolgt von dem drohenden Tsunami Einschlag. Ab diesem Zeitpunkt überschlagen sich die dramatischen Ereignisse und man sieht wie Männer im Leitstand darum kämpfen, das schlimmste zu verhindern. Man kann sagen dass der Film überwiegend aus der Sicht der Arbeiter und er beiden Verantwortlichen erzählt wird. Der politische Aspekt wird zwar erwähnt, doch es scheint als wollte man diesen absichtlich nur oberflächlich anreißen. Auch bekam ich im Verlauf immer mehr den Eindruck, eher einem Heldenepos zu folgen.

Wie komme ich da drauf. Es war recht auffallend, wie sich die Arbeiter fast schon darum prügelten in den Reaktorkern vordringen zu wollen. Selbstredend muss in solch einem Notfall, das notwendige getan werden, aber wie ein Lemming ins Unheil rennen? Das halte ich für „etwas“ unrealistisch. Selbst wenn wir es in diesem Film mit der japanischen Mentalität zu tun haben. Welche man weltweit als äußerst pflichtbewusst kennen gelernt hat. Doch irgendetwas scheint den Trieb des eigenen Überlebenswillens ausgeschaltet zu haben, was alle dazu veranlasste wie Lemminge in den Reaktor Rennen zu wollen. So haben wir auf der einen Seite die Arbeiter und auf der anderen zwei Verantwortliche, die den Kampf gegen diese Katastrophe aufnehmen.
Und was ist mit der Wahrheit?

Wir bekommen einerseits einen recht interessanten zeitlichen Ablauf der Ereignisse präsentiert. So bekommt der Zuschauer einen gewissen Eindruck der damaligen Umstände vermittelt. Wir erfahren mehr über die Männer die versuchten das schlimmste zu verhindern. Auch wird die ein oder andere Schuldzuweisung angedeutet, wobei es wirklich nur bei der Andeutung bleibt. Im letzten Drittel bäumen sich nochmals alle Kräfte gegen die widrigen Umstände auf und das Bild verblasst. Cut, wir sehen wie Toshia, der einen Brief von dem zwischenzeitlich verstorbenen Masao Yoshida liest. Dieser versucht mit seinen letzten Worten eine Erklärung zu liefern. So geht der Film nicht weiter auf die Unzulänglichkeiten ein, welche nach 2011 öffentlich gemacht wurden. Um genau zu sein, hat man eher das Gefühl, die Arbeiter hätten den Kampf gegen das Unvermeidliche gewonnen. Ein recht surrealer Abschluß, für einen realen Vorfall. Letztlich bekommt der Zuschauer eigentlich nur ein paar Gesichter zu den Namen aus der Presse geliefert, aber eine aufrichtige Erklärung bleibt leider aus.
Nicht Fisch, nicht Fleisch
Naturkastrophen Filme und Serien gibt es viele, einige lehnen sich an wahre Ereignisse an, andere orientieren sich an fiktiven Ideen. Soweit so gut, Fukushima wiederum basiert auf einem realen Vorfall. Aber anders als HBOs Serie Chernobyl, erzählt dieser recht heroisch, wie sich die Arbeiter gegen diese Katastrophe stemmten. Ein letztes Mal wappnen sich die Männer um zu dem Kern vorzudringen, bis die Abblende kommt. Dabei bekommt man tatsächlich das Gefühl als wenn diese den Kampf gegen die Kernschmelze gewonnen hätten.
Ich möchte keineswegs die Leistung, der hier gezeigten Menschen schmälern. Dennoch bleibt ein fader Geschmack zurück, der mich etwas an den dargestellten angeblichen realen Vorgängen zweifeln lässt. Wichtig ist der Film allemal, da er einerseits einen gewissen Einblick in diese Katastrophe gewährt und andererseits zeigt, wie der Mensch mit dem „Feuer“ spielt. Vieles lässt sich kontrollieren, eine Kernschmelze leider nicht mehr.
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