Freaks Out (2021): Review

Freaks Out: Vier Außenseiter gegen Hitlers!

freaks out: blu-ray
Freaks Out: Blu-ray


Freaks Out (2021): „Jeeg Robot“ Regisseur Gabriele Mainetti schickt vier Freaks mit besonderen Fähigkeiten, gegen ihren Willen, in den Kampf gegen einen Nazi! Dieser versucht mittels „begabter“ Menschen, den Verlauf des Zweiten Weltkrieg zugunsten Hitlers zu drehen. So hat er die Zukunft und den Untergang des Diktators gesehen. 


In seinem Film verbindet der Filmemacher die aktuellen Superhelden / Mutanten Themen. Wie auch Hitlers einstige Suche nach außergewöhnlichen Menschen mit besondern Gaben. So hält sich der Mythos, dass Adolf scheinbar von der Idee  besessen war, diese für seinen Krieg einspannen zu wollen. Ob mich Mainettis Film abholen konnte, erfahrt Ihr wie immer in meiner nachfolgenden Rezension.


4 Zirkusattraktionen im Kampf gegen den Faschismus!


Wir schreiben das Jahr 1943, der Krieg ist in vollem Gange und für Nazi-Deutschland stehen die Zeichen schlecht. Dies hat Franz in einer seiner Visionen vorhergesehen. Womit er sich auf die Suche nach besonders begabten Menschen mit außergewöhnlichen Fähigkeiten macht. Doch niemand will ihm seine Fantastereien von Mutanten abkaufen, nicht einmal sein Bruder Amon. Dabei ist er selbst eine Laune der Natur. Besitzt er doch an jeder Hand sechs Finger. 

freaks out: matilde
Matilde auf der Suche nach Israel


Italien, Rom: Zirkusdirektor Israel ist besonders Stolz auf seine „besonderen“ Artisten. Da wäre der Albino Cencio, der eine ganz spezielle Verbindung zu jeglichen Insekten hat. Der kleinwüchsige Mario, im wahrsten Sinne ein magnetischer Zwerg oder der Wolfsmensch Fulvio. Von Kopf bis Fuß behaart und unglaublich stark. Und zuletzt Matilde, die auf wundersame Weise mit ihrem Körper Energie erzeugen kann. Für die einen eine Gabe, für die anderen ein Fluch, werden diese doch als unnatürliche Freaks angesehen. 

freaks out: zirkusdirektor israel
Hat die Wehrmacht Israel geschnappt


Eines Tages verschwindet Israel, so ist er in die Fänge der Wehrmacht geraten. So stehen die Freunde, ohne zu wissen, was passierte, völlig allein da. Hat ihr Freund sie tatsächlich verlassen und hat sich mit ihrem Geld auf und davon gemacht oder warum ist er sonst weg?  So entscheidet Fulvio sich auf den Weg zum Zirkus Berlin zu machen, dort werden sie sicherlich willkommen sein. Matilde jedoch kann nicht glauben, dass Israel alle im Stich gelassen hat und macht sich auf eine gefährliche Odyssee, durch das faschistisch besetzte Italien. 

freaks out, die drei freaks fulvio, cencio und mario
Fulvio, Cencio und Mario auf dem Weg zum Zirkus Berlin


Während sie allerlei Gefahren trotzen, gelangen die drei zu besagten Zirkus. Ohne zu ahnen, dass der irre Direktor, diesen nur als Tarnung für seine wahnsinnigen Experimente betreibt. Hat er doch bereits in die Zukunft geblickt und eine Handvoll außergewöhnliche Personen entdeckt, die es nun zu finden gilt. Allen voran das energiegeladene Mädchen. Dieses Ziel muss er erreichen, egal, wie viele Menschenleben dieses kostet. Womit die Freunde letztlich in einer ausweglosen und tödlichen Falle landen. 


Die X-Men aus Italien!


Freaks Out ist die zweite Regiearbeit des italienischen Filmproduzenten Gabriele Mainetti, der für sein Erstlingswerk „Sie nannten ihn Jeeg Robot“ bereits einiges an Lab erhielt. Auch in seinem zweiten Film wendet er sich den übernatürlichen Kräften zu und präsentiert in bester X-Men Manier seine tragischen „Superhelden“. Dabei haben weder Comic-Ikone Stan Lee noch Mainetti, die Geschichte um andersartige Menschen nicht neu erfunden. Diese gab es tatsächlich, vermutlich schon seit Anbeginn der Evolution. So wurden diese meist missgebildeten Personen vor der Bevölkerung versteckt.

freaks out: matilde
Die energiegeladene Matilde


So war es der Zirkus-Pionier P. T. Barnum, der im 19. Jahrhundert begann diese Menschen, um sich zu scharen und sie den Zuschauern in seinem Zirkuszelt zu präsentieren. Dabei waren diese natürlich alles andere als übernatürlicher Herkunft. Ganz anders die Truppe aus Mainettis Film. So gibt es Fulvio, ein vollends behaarter Wolfsmensch mit ungeahnten Kräften. Ein Albino namens Cencio welcherr Insekten steuern kann. Der Zwerg Mario ein menschlicher Magnet, der sowohl Metal anziehen, wie abstoßen kann. Sowie Matilda, die ungeahnte Energiestöße freisetzen kann und als Kind ihre Mutter damit tötete. Ihr P.T, Barnum ist ein Jude, der sie in seiner Manege auftreten lässt und ihnen eine Heimat gibt.

freaks out, cencio spielt mit einem skorpion
Cencio, Meister der Insekten


Zeitlich hat der italienische Filmemacher, der u. a. auch an dem Drehbuch, wie der Musik mitgearbeitet hat, verlagerte die Geschichte ins Jahr 1943. Mitten in die Geschehnisse des Kriegs. Dabei folgte er dem Mythos, dass Hitler selbst nach übernatürlich Begabtem gesucht haben soll. In seinem Film wiederum ist ein weiterer Freak auf der Suche nach genau diesen Menschen. Und zwar der deutsche Hitler Anhänger Franz, der seinem Bruder und besonders dem Führer beweisen will, dass es diese Gestalten gibt. 

freaks out, mario der magnetische zwerg
Der magnetische Mario


Ferner besitzt er die Gabe in die Zukunft zu sehen und sieht dort Hitlers Fall. Dies gilt es unter allen Umständen zu verhindern, womit er sich auf die Jagt nach Personen mit besonderen Gaben macht. Diese lockt er in seinen Zirkus und führt an diesen, unmenschliche Experimente durch. Die wohl kein normaler Mensch überleben kann. Womit dessen Leichenberg immer größer wird. Seine neuste Vision zeigt ihm vier tragische Figuren, allen voran gilt es das Mädchen zu finden gilt. Man kann erahnen, dass diese Plots in einem fulminanten Finale enden werden.

freaks out: franz ist erbarmungslos
Franz hat kein Erbarmen!


Dennoch hat der Film auch seine Schwächen. Abgesehen von der Laufzeit, die mal schnell 141 Minuten beträgt, versäumt es Mainetti diese auch zu nutzen. So führt er in seine Handlung zwar etliche Figuren ein, doch eine richtige Hintergrundgeschichte, welche den Protagonisten Tiefe verleiht, fehlt. Zwar scheinen alle eine dramatische Vergangenheit zu haben, einzig über das energiegeladene Mädchen erfährt man ein wenig mehr. So durchlaufen die Hauptfiguren allerlei Stationen, die sich teils auch ziehen und man sich denkt: Die Geschichte hätte gut und gern auch in 90 bis 95 Minuten der Zeit erzählt werden können. 


Seinen Fokus legte Mainetti in „Freaks Out“ auf Matilde und den fanatischen Franz, so wird der Film schon zu Beginn vorhersehbar. Die Geschichte selbst erinnert dabei in Teilen an Roberto Benignis „Das Leben ist schön (Originaltitel: La vita è bella)“, „The Greatest Showman“ und die X-Men Filme, was einen ziemlichen Spagat darstellt. Auch wenn „Freaks Out“ in seiner Gesamtheit ein paar dramaturgische Versäumnisse aufweist, hat er doch seine Momente, die überaus Spaß machen. Dieser schafft es zwar nicht zur Gänze zu überzeugen,  dass der Film deswegen schlecht wäre ist mitnichten so. Vielmehr bietet dieser erfrischende Superhelden / Mutanten Unterhaltung mal außerhalb des übermächtigen Marvel und  DC Universums.

Fazit:


Freaks Out (2021): Gabriele Mainettis zweiter abendfüllender Spielfilm orientiert sich erneut an einer Fantasie-Geschichte rund um übernatürlich Begabte. So lässt er diesen in Zeiten des Zweiten Weltkriegs spielen, in denen besonders andersartige Menschen verfolgt wurden, sei es aufgrund ihres Glaubens, ihrer Gesinnung oder ihres Aussehens. In diesem Fall geht es um eine Gruppe Freaks mit übernatürlichen Fähigkeiten. Diese können ihre Talente bei dem jüdischen Zirkusdirektor und dessen Publikum vorführen. Bis zu dem Punkt, als Israel deportiert wird und diese vier Freunde von einem fanatischen Nazi aufgrund ihrer Fähigkeiten gejagt werden.


Dabei gleicht Mainettis Geschichte denen anderer bekannter Superhelden Filme. Das Gute muss sich erheben und das Böse besiegen. In diesem Fall ist jedoch die bittere Erkenntnis, die den Bösewicht dazu bringt, sich selbst zu richten. Den Unterschied machen jedoch die Figuren, die nicht so geleckt aussehen, wie deren amerikanische Vorbilder. Wenn der Regisseur seinen Titel Freaks nennt, bekommen die Zuschauer auch Freaks geboten. Der Unterhaltungsfaktor bleibt auf aufgrund der Figuren auch auf einem ordentlichen Level. Dennoch leidet die Spannungskurve, welche aufgrund der Laufzeit auf der Strecke bleibt.


Dennoch bewegt sich der Film auch aufgrund seiner Darsteller und Effekte auf einem ansprechenden Niveau. Und ebendiese Effekte wirken sehr überzeugend und keinesfalls billig gemacht. Dies zusammen mit der Belichtung und den wunderbaren Farben verleiht dem Film eine gewisse optische Magie, ähnlich einer Traumwelt. Das Schauspiel, besonders das von Franz Rogowski als Nazi Franz, wirkt stets gelungen. Nimmt man diesem seinen Fanatismus doch zu jeder Minute ab. Matilde bleibt die dramatische Figur, die zum Schluss über sich hinauswächst. Die drei Freaks sind dabei die Showstealer des Films. Kritik muss ich jedoch an der Laufzeit üben, hier wäre weniger mehr gewesen.


Welcher Zielgruppe könnte ich diesen Streifen nun empfehlen. In erster Linie denjenigen, die sich nicht daran stören, wenn die Helden mal nicht aalglatt oder so geleckt wie ihre amerikanischen Vorbilder wirken. Auch wirkt das Handeln der Figuren nicht ganz so vorhersehbar, wie man es von der Konkurrenz aus Übersee kennt. Wer somit über den Tellerrand amerikanischer Produktionen schauen kann, dürfte trotz, einer Handvoll Abstrichen dennoch bestmöglich unterhalten werden. Gabriele Mainetti zeigt mit Freaks Out, dass auch die Europäer in der Lage sind „Superhelden“ Geschichten zu erzählen. 


Bilder & Trailer © LEONINE STUDIOS / Squareone – alle Rechte vorbehalten!

F.A.Q.s:

Freaks Out: Die Darsteller?

Aurora Giovinazzo als Matilde, Pietro Castellitto als Cencio, Claudio Santamaria als Fulvio, Giancarlo Martini als Mario, Giorgio Tirabassi als Israel,  Franz Rogowski als Franz, Sebastian Hülk („A thin Line„) als dessen Bruder Amon, Max Mazzotta als Il Gobbo, Anna Tenta als Irina.

Blu-ray Infos:

An Extras findet sich auf der Blu-ray ein Makingof, Deleted Scenes, Outtakes und ein VFX-Reel. Als Tonspuren könnt Ihr Deutsch und Italienisch jeweils in DTS-HD 5.1 wählen. Das Bild ist durchweg scharf und klar, hier darf man sich nicht durch den filmischen Look täuschen lassen. Die Farben entsprechen dem gewählten Look, Schwarzwert und Kontraste sind entsprechend ausgewogen.

Ähnliche Empfehlungen?

Hier wären beispielsweise Guillermo Del Toros Filme zu nennen, die einen ähnlich fantasievollen Look aufweisen. Wobei Mainetti hier noch einiges zu lernen hat um an Del Toros Filme heranzureichen, der Weg jedoch ist schon mal nicht falsch.

Wer war P. T. Barnum?

P. T. Barnum war der erste Schausteller, der seinem Publikum sogenannte Freaks nicht als Monster, sondern als Artisten präsentierte und in diesen nicht nur aus finanzieller Sicht, mehr sah als nur „Freaks“. Dessen Geschichte wurde in grober Form in dem Film „The Greatest Showman“ aus dem Jahr 2017, mit Hugh Jackman in der Hauptrolle gezeigt.