Flucht aus L.A.: Snake Plissken is Back in Action!
Flucht aus Los Angeles (1996): Oder kurz „Flucht aus L.A.“ mit Snake Plissken aka Kurt Russell. Hier schuf John Carpenter 1981, nach „Halloween„, erneut eine Kultfigur und mit „Die Klapperschlange“ ebenso einen Kultfilm. In dem Nachfolger „Flucht aus L.A.“, übernahm er erneut die Regie. Nun soll Ex-Elite Soldat und Outlaw Plissken nochmals in ein Hochsicherheitsgefängnis eingeschleust werden. Wie schon im Vorgänger wurde hierzu eine amerikanische Großstadt in ein riesiges Gefängnis verwandelt.
Damals New York, jetzt Los Angeles. Und wieder einmal liegt es an Snake, die Kohlen für die Obrigkeit, aus dem Feuer zu holen. Rettete er einst den US-Präsidenten, soll nun die Tochter des aktuellen Staatsoberhaupts aus der Hölle L.A.s befreien. Noch wichtiger ist dem Vater jedoch ein Köfferchen mit besonderem Inhalt. Paramount veröffentlichte nun die Fortsetzung des einstigen Kultfilms, neu remastered und in 4K auf UHD. Ob diese wie auch der Film überzeugen kann, erfahrt Ihr wie immer in den nachfolgenden Zeilen.
Die Klapperschlange ist zurück!
Das Jahr 2013: Fast drei Jahrzehnte sind vergangen seit Snake Plisskens Rettungsaktion des Präsidenten aus der Gefängnishölle New Yorks vergangen. Seine im Hals sitzende Sprengkapsel wurde widerwillig deaktiviert und er erhielt die versprochene Abstinenz. Die Jahre vergingen, die Obrigkeiten wechselten, was die Welt gänzlich veränderte. Plissken wird erneut verhaftet und soll dieses Mal in das brandneue Großstadtgefängnis L.A. überführt werden. Ein Erdbeben hat Los Angeles vom Festland gelöst und zum perfekten Gefängnis werden lassen.
Zur gleichen Zeit stellt sich die Tochter des Präsidenten gegen ihren Vater und flüchtet samt einer gefährlichen Technologie, einem EMP-Transmitter Prototypen, zu ihrem neuen Freund, dem Revolutionär Cuervo Jones. Wie es der Zufall will, sitzt dieser bereits in der amerikanischen Gefängnisstadt. Womit man erneut auf die Idee kommt, Snake ein weiteres Mal für die eigenen Interessen zu missbrauchen. Was dieser zwar nicht freiwillig tun wird, aber ein Virus wird ihn, wie einst die Sprengkapsel, schon gefügig machen. So macht er sich auf, in einer verwüsteten Stadt die gestohlenen Datenträger samt Prototyp und Präsidententochter aufzuspüren.
Während ihn damals die Sprengkapsel weniger behinderte, macht das neue Druckmittel, sprich die künstlich herbeigeführte Infektion, ihn von Stunde zu Stunde handlungsunfähiger. Hat er doch nur zehn Stunden Zeit, womit ihm im wahrsten Sinne des Wortes die Zeit durch die Finger rinnt. Ein Handicap, was seine Mission nicht einfacher macht. Dazu hat sich Cuervo Jones zum neuen Herrn der Stadt der Engel aufgeschwungen. Womit es nochmals schwerer wird an diesen, wie Utopia (A.J. Langer), heranzukommen. Wie so oft eilt dem Mann mit der Augenklappe sein Ruf voraus. Was viele Feinde und noch mehr falsche „Freunde“ wie das Wiesel Eddie (Steve Buscemi) anzieht.
Nachdem Snake Eddie auf den Leim ging, wird dieser von Jones einem kranken Spiel ausgesetzt, welches Snake gerade so überlebt. Doch wie es der Zufall will, ändert auch die Präsidententochter ihre Meinung, scheint ihr neuer Freund doch nicht der Weltverbesserer zu sein, den sie ihn ihm sah. Aber auch der verabreichte Erreger zeigt seine Wirkung und der Outlaw muss nochmals alle Register ziehen, um mit dem EMP-Gerät lebendig aus dieser Stadt zu flüchten.
„Spiel es nochmal Snake“
Ganz im Sinne des eigentlichen Filmzitats „Spiel es noch einmal Sam“ aus Humphrey Bogarts Film Casablanca, inszenierte John Carpenter seine Fortsetzung. So wirkt „Flucht aus Los Angeles („Escape from L.A“) wie eine technisch überholte Version des Vorgängers, der damals das Cyberpunk-Genre einläutete. So ist es zwar dieses mal nicht der Präsident der Vereinigten Staaten, den es zu retten gilt. Dafür muss Kurt Russel nun die Tochter des Präsidenten sowie einen unglaublich starken EMP-Generator suchen.
Statt New York auch gerne Big Apple genannt, wurde dieses Mal die Stadt der Engel kurz L.A. zu einem riesigen Gefängnis umfunktioniert. Um unseren einäugigen Ex-Elite Soldaten gefügig zu machen, kommt diesmal keine Bombe im Hals zum Einsatz, sondern ein ganz fieser Virus. Ein künstlicher Erreger, der den Helden immer mehr schwächen wird, womit dieser gezwungen ist auf diese Wahnsinnsmission zu gehen.
Für seiner Fortführung griff Carpenter zu einigen teuflischen Gegnern. Wobei hier, wie schon im Vorgänger der Obermotz weniger gefährlich wirkt, wie die Schergen drum herum. So spielte einst Sänger und Schauspieler Isaac Hayes (unter anderem für seinen Titelsong zu dem Film „Shaft“ bekannt), während im zweiten Teil der Franzose Georges Corraface die Rolle des Gegenspielers übernahm. Leider wirken beide bis heute recht handzahm. Dafür umringte der Regisseur seinen Hauptdarsteller Kurt Russell wieder mit einigen bekannten Namen.
So waren einst der Italo Western Star Lee Van Cleef („Zwei glorreiche Halunken“, „Sabata“), Oscar Gewinner Ernest Borgnine („Die Höllenfahrt der Poseidon“), James Bond Bösewicht Donald Pleasence („Halloween„), Harry Dean Stanton („The Avengers“) sowie Adrienne Barbeau („The Fog: Nebel des Grauens“) mit von der Partie. Für den zweiten Teil konnte Carpenter ebenfalls wieder einige namhafte Stars auftreiben, darunter: Steve Buscemi („Hotel Transsilvanien“), Stacy Keach („The Blacklist„), Cliff Robertson („Spider-Man„), sowie die Blaxploitation Ikone Pam Grier („Foxy Lady“, „Jackie Brown“) und Hollywood Ikone „Easy Rider“ Star Peter Fonda („Hawaii Five-O„).
Trotz bekannter Namen verließ sich der Regisseur bei seinem Drehbuch auf altbewährtes. Sprich, eine amerikanische Großstadt dient als Großgefängnis für allerlei unerwünschte Personen. So trennte einst eine riesige Mauer die Kriminellen von der restlichen Bevölkerung. Bei seinem neuen Film kam ihm eine geographische Besonderheit zugute, der San-Andreas-Graben. Dieser verläuft unter anderem zwischen L.A. und dem restlichen Festland. Kurzum, Los Angeles wurde durch ein gewaltiges Erdbeben vom restlichen Amerika getrennt und so zu einer Gefängnis-Insel verwandelt. Statt einem abgestürzten Staatsoberhaupt muss Russel nun dessen geflüchtete Tochter Utopia suchen.
Diese existiert zwar nicht mehr für ihren Vater, hat jedoch einen EMP geklaut. Ein unglaublich mächtiger elektromagnetischer Plusgenerator, der, sobald man ihn betätigt, die Welt wie man sie heute kennt in die Steinzeit katapultieren würde. Sprich: Löst man einen EMP aus, so wird jedes elektrische Gerät in der Nähe vollends zerstört. Was von einem Elektrorasierer bis hin zu einem Atomkraftwerk reichen kann. Dieser ist nun in Händen des neuen Herrn der Gefängnisinsel, womit es kein Wunder ist, dass man den Ex-Soldaten hinter diesem Teil herjagt. Als Druckmittel kommt statt einem Bömbchen ein künstlicher Bazillus ins Spiel, welcher dem Outlaw keine Wahl lässt.
Stellt sich natürlich die Frage, ob diese, sagen wir mal Kopie, denn dennoch Spaß macht. Lange Rede kurzer Sinn: Ja, der Film macht dennoch Laune, was nicht zuletzt an Kurt Russell liegt. Liebt man es doch, ihn in dieser Rolle zu sehen. Nicht nur, dass er wohl die „coolste Socke“ auf dem Planeten darstellt, als auch seine kurzen Einzeiler (Oneliner) sind zu herrlich, selbst wenn diese nicht mehr ganz so cool wie noch in dem Vorgänger daherkommen. Dazu bediente sich der Regisseur der damals aufstrebenden Computergrafik (CGI-Effekte), um seinen Film futuristischer zu gestalten. So wich die Dystopie des Vorgängers, einer unwirklichen Zukunftsvision samt totalitären Staats, voller gottesfürchtiger Gläubiger.
Unter solch einer Führung ist es natürlich ein einfaches, unangenehme Menschen wie beispielsweise Freigeister zu verbannen. Wobei schon andere Filme des Filmschaffenden gerne in diese Kerbe schlugen, siehe auch seinen Film „Vampires: Los Muertos“. Er hat einfach ein Händchen für dystopische Filme und allgemein waren Kurt Russell und die Filmemacher John Carpenter und Debra Hill damals ein Garant für starke Kinounterhaltung. Ebenso steuerte der Tausendsassa, wie schon bei all seinen anderen Filmen, höchstpersönlich wieder den Soundtrack bei. Ist er neben seiner Regiearbeit doch ebenfalls ein äußerst begabter Komponist und Studiomusiker.
Fazit:
Flucht aus Los Angeles: Wie schon bei seinem Film „Die Klapperschlange“ (was ehrlich gesagt mal wieder eine selten blöde deutsche Titelgebung war) lässt Regisseur Carpenter seinen Antihelden Kurt Russell aka Snake Plissken in einen Knast einbrechen. Dabei handelt es sich nicht um ein gewöhnliches Gefängnis, sondern gleich eine ganze Stadt, damals New York, diesmal L.A. Dabei hat der Filmemacher keine Scheu davor eigentlich die gleiche Geschichte wie aus dem Jahr 1981 zu erzählen. Sprich, der Antiheld wird von der Obrigkeit gezwungen in ein riesiges Zuchthaus einzubrechen, um jemanden oder etwas zurückzubringen.
Realistisch gesehen bekommen wir den ersten Aufguss erneut serviert, diesen dafür aber optisch aufgehübscht. Böse Zungen mögen sogar behaupten, man hätte diesen auch nur Version 2.0 nennen können. Und tatsächlich bietet die Story selbst nichts Neues, bis auf das überaus sarkastische Finale. Damit trifft Plissken auf noch schrägere Vögel und Situationen, wie schräg das, beweisen unter anderem die zynische Szene mit dem Schönheitschirurgen oder auch der gemeinsame Ritt mit Peter Fonda auf den Wellen. Fun-Fact: unter der Maske des Chirurgen verbirgt sich niemand anderes als B-Picture Ikone Bruce Campbell („Black Friday„).
Jeder andere Film, ohne diesen hervorragenden Vorgänger, hätte es somit schwer zu bestehen. Doch der Weiterführung verzeiht man allein wegen Russells Figur schon unheimlich viel, was auch gut so ist, da man auch mit „Flucht aus L.A.“ viel Spaß haben kann. Besonders das angesprochene Finale ist herrlich sarkastisch, wenn nicht sogar zynisch, schließt der Antiheld dieses doch mit den Worten „macht was draus“ ab. Womit die Menschheit wieder ganz am Anfang ihrer technologischen Entwicklung steht.
Innovatives steht somit leider nicht auf dem Programm und auch wenn die CGI-Effekte damals State-of-the-Art gewesen sind, haben diese den Wandel der Zeit ebenfalls nicht gut überstanden. Womit diese dem Fluch und Segen der 4K-Auflösung unterliegen und die überaus gute Bildschärfe, die mittlerweile schwach wirkenden CGI-Effekte gnadenlos, als solche entlarvt. Aber auch da war ich gewillt darüber hinwegzusehen, nur um die Klapperschlange Snake Plissken erneut in Aktion zu sehen. Es mag ein Macho-Ding sein, aber Kurt Russel verkörpert diese Figur einfach hervorragend und überaus unterhaltsam. Womit Freunde des ersten Teils auch mit diesem ihren Spaß haben sollten.
Flucht aus L.A. – 4K UHD-Bewertung:
Lange Zeit musste sich der Klapperschlangen-Freund mit der alten DVD-Ausgabe von „Flucht aus Los Angeles“ begnügen, während es der Vorgänger bereits auf mehrfache Veröffentlichungen brachte. Zwischenzeitlich war, wie schon bei „Nur 48 Stunden„, eine unterlizensierte Blu-ray des Films erhältlich. Diese stammte von dem Label ’84 Entertainment und liegt auch dieser UHD-Ausgabe bei. Blu-ray wie UHD bieten dabei leider nur den Trailer als Bonus. Erfreulich ist es, dass Paramount nun eine in 4K-Überarbeitung auf UHD anbietet. Und tatsächlich das Bild kann sich wirklich sehen lassen, wirkt dieses doch farblich frisch, sauber und richtig schön scharf.
Die Kontraste sind ordentlich eingestellt und der Schwarzwert passt, womit Details nicht im Dunkeln absaufen. Einen Nachteil hat die Überarbeitung jedoch. Die damaligen CGI-Effekte wirken teils noch etwas „billig“ gemacht und springen dem Betrachter somit wesentlich mehr ins Auge als noch zu DVD-Zeiten. Waren sie in den 90er Jahren doch noch weit entfernt von Fotorealismus. Aber auch das Bild der Blu-ray muss sich nicht vor der UHD verstecken. Derweil ist das Bild von beiden Versionen frei von Fehlern, Blitzern oder Dropouts.
Der Ton liegt für Deutsch, Spanisch und Französisch jeweils in Dolby Digital 5.1 Surround vor. Während es die englische Tonspur in DTS HD-Master Audio 5.1 Surround gibt. Für mich klingt der Ton ordentlich und wie man von meinen vorigen Reviews schon weiß lege ich mehr Wert auf die Dialogverständlichkeit als auf Krach-Bumm-Surround-Gewitter. Somit kann ich sagen, dass die Dialoge zu jeder Zeit klar und verständlich zu verstehen sind und nicht von Effekten überlagert werden, wie das zum Beispiel bei dem neuen „Jurassic World: Ein neues Zeitalter“ Film der Fall ist.
F.A.Q.’s:
Wie heißt der Vorgänger?
John Carpenters erster Film hieß hierzulande „Die Klapperschlange“ und stammt aus dem Jahr 1981. Originaltitel „Escape from New York“.
Weitere Filme von John Carpenter?
„Halloween“ (1978), „The Fog“ (1980), „Sie leben“ „1988)
John Carpenter und Kurt Russel
Carpenter drehte einige Filme mit Russel. Neben den Snake Plissken Filmen, entstanden noch: „Das Ding aus einer anderen Welt“ (1982) und „Big trouble in little China“ (1986).
John Carpenters Filmmusik?
Zu den meisten seiner Filme, komponierte John Carpenter selbst die Musik, die er mit seiner Band auch selbst einspielte.
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