Fleabag (Staffel 1): Review

Fleabag: Ein Sack voller Flöhe hier ist der Name Programm!
Fleabag: Phoebe Waller-Bridge zwischenzeitlich eine der angesagtesten Autorinnen des Landes, brachte mit „Fleabag“ ihr einstiges monologes Theaterstück, 2016 im Serienformat auf die Mattscheiben dieser Welt. Fleabag, zu Deutsch „Flohbeutel“ oder auch „ein Sack voller Flöhe“, ist der Name unsere weibliche Hauptfigur und hier ist der Name Programm. Wie ein Floh, hüpft die 30-jährige Fleabag von einem miserabel gewählten Partner zum nächsten. Und das ist nicht das einzige Manko unserer Single „Dame“.
Doch um was gehts genau?
Fleabag, Anfang 30, Single und Besitzerin eines mäßig laufenden Cafes. Welches sie nach dem schrägen Tod ihrer Freundin und Teilhaberin Boo alleine führt. Dieser mysteriöse Tod war es, der sie in einen seltsam verstörenden Zustand versetzte. So versucht sie, dies immer schlechter laufende Cafe zu halten, den Familienkonventionen gerecht zu werden und ihr eigenes verkorkstes Leben in den Griff zu bekommen. Dass das nicht so recht funktioniert, zeigt ihre teils mehr als merkwürdige und wechselnde Partnerwahl.

Selbst wenn diese meist ziemlich miserabel ausfällt, sind diese das perfekte Alibi für offizielle Familienanlässe. So kann sie wenigstens eine Zeitlang, den Schein der festen Partnerschaft aufrechterhalten. Wie so oft im Leben, fängt dieses Lügenkonstrukt dann aber an nach und nach zu bröckeln und die gewünschte Illusion verpufft. So lebt Fleabag weiter diesen Irrsinn, während ihre eigene Welt und sie selbst drohen zu zerbrechen. Ganz der paradoxen Aussage: „Ich bin verrückt, aber mir geht es gut.“
Hört sich gar nicht nach Komödie an?
Ich persönlich würde „Fleabag“ eher unter Drama mit komödiantischen Anteilen einordnen, anstatt einer reiner Komödie. Sind es doch die merkwürdigen Männerbekanntschaften, der schräge Familienclan, die surrealen Momente und die Dramatik, welche den „normalen“ Irrsinn in eine Komödie verwandeln. So versucht die schwer gebeutelte Fleabag, ihr Leben wieder auf die Reihe zu bringen und das mit teils sehr surrealen Entscheidungen.

Dabei sind es die inneren Monologe, die direkte Ansprache an die Zuseher, welche den Unterschied machen. Die Hauptfigur lässt den Zuschauer an ihren Gedanken und teils wirklichen kruden Entscheidungen / Erlebnissen teilhaben und genau daraus entsteht der Humor. Die Schöpferin der Serie, zugleich Hauptdarstellerin Phoebe Waller-Bridge, bleibt in ihrer Rolle natürlich und unglaublich „furz“ trocken. Entweder man lacht in in diesen Szenen lauthals auf oder es bleibt einem geradezu im Hals stecken. Solch surreale Momente bietet die Serie zuhauf.
Die Bemühungen des Hauptcharakters selbst, über die Runden zu kommen, tun ihr Übriges. Aber auch die Nebencharaktere wie Fleabags Vater, die Stiefmutter, ihre ältere Schwester samt bekloppten Ehemann, lassen die surreal komischen Situationen nicht abbrechen. Nichtsdestotrotz findet sich Fleabag in immer tieferen Sinnkrisen wieder und dennoch versucht sie, nach außen den Schein der starken und selbstbewussten Frau zu verkörpern.

Dabei ist die Hauptfigur keineswegs der Sympathieträger schlechthin. Ihre Art, ihr Lebensstil, ihr Sarkasmus und Zynismus ist nichts für jedermann/frau. Denkt man genau darüber nacht, ist die fiktive Figur näher an der Realität als man zugeben würde. Sind wir es denn nicht alle, die immer wieder in Rollen verfallen, die andere von uns erwarten? Dabei muss ich erwähnen, dass nicht jeder mit der Serie klarkommen oder diese gar lustig finden wird. Und egal wie stark die Performance von Phoebe Waller-Bridge ist, wird diese trotzdem manche vor den Kopf stoßen, besonders die „Sittenwächter“ unter den Zuschauern. Eine Episodenübersicht findet Ihr hier!
Fazit:
„Fleabag“ ist einerseits eine moderne, mutige und teils ehrliche sowie schräge Dramödie. Herausragend ist der Mix aus Drama und Komödie. In meinen Augen eine Kunst der britischen TV-Unterhaltung, die nicht umsonst Meister der schwarzen Komödien genannt werden. Dennoch ist die Serie definitiv nichts für jederman/frau. Wer eine heile Welt, wie zum Beispiel bei der ebenfalls britischen Serie „Der Doktor und das liebe Vieh“ erwartet und vor Themen unter der Gürtellinie und tiefer abgeschreckt wird, wird mit „Fleabag“ wohl nicht glücklich werden.
Dabei ist die vermeintliche Übertreibung gar nicht so übertrieben, zumindest dann nicht, wenn man mal über die eigenen Geheimnisse und intimen Gedanken nachdenkt. Denn das was viele in der Öffentlichkeit nicht aussprechen, zeigt „Fleabag“ teils ganz unverblümt. Besonders ein Gedanke den Fleabag schon nach den ersten Minuten der ersten Episode nach einem One-Night-Stand hegt. Ich wage zu prophezeien, das dieser, die einen zum Lachen und weiter schauen animiert und andere peinlich berührt abschalten lässt. Und der „peinlichen Berührtheit“ zum Trotze sage ich: dranbleiben lohnt sich!
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