EIFFEL IN LOVE (2022) – REVIEW
EIFFEL IN LOVE: Von der Inspiration, zu einer verlorenen Liebe, hin zur Erschaffung des Eiffelturms. Ein Must-See für Frankreichliebhaber oder nur eine fade Love-Story?

EIFFEL IN LOVE: Gustave Eiffel dürfte unbestritten einer der ganz großen Architekten des 19. Jahrhunderts gewesen sein. So schuf er unglaublich ausgefeilte Konstruktionen für den Brückenbau, ebenso leistete er Pionierarbeit im Bereich der Windkanäle. Das bekannteste Konstrukt, welches so gut wie alle Menschen weltweit kennen, ist der Eiffelturm. Das Wahrzeichen der französischen Hauptstadt Paris. Regisseur Martin Bourboulon erschuf, basierend auf der realen Person Gustave Eiffel, eine teilfiktive Liebesgeschichte. Welche sich ebenfalls um die Probleme des Baus des Eiffelturms dreht. So verlor Gustave einst seine große Liebe und findet diese Jahrzehnte später wieder. Doch von Dauer soll diese Verbindung dennoch nicht mehr sein. Ob mich Bourboulons Drama um Gustave Eiffel, den Eiffelturm und seine Adrienne überzeugen konnte, erfahrt Ihr wie immer in den nachfolgenden Zeilen.
Der Bau beginnt…
Wir schreiben das Jahr 1886. Gustave Eiffel (Romain Duris) hat gerade erst mit Künstler Bartholdi, Frankreichs Geschenk an New York, die Freiheitsstatue fertiggestellt. Schon ist er wieder in aller Munde. Die Weltausstellung soll in Frankreich stattfinden. Womit er sich an einem Ideenwettbewerb rund um die Darstellung Frankreichs beteiligen soll. Er würde sich zwar lieber weiter der Pariser Metro widmen, dennoch beginnt Gustave die Idee zu gefallen. Hier könnte er eventuell etwas völlig Außergewöhnliches und Einzigartiges erschaffen. So will er ein Wahrzeichen bauen, welches völlig aus Metall bestehen soll, dabei aber begehbar ist. Bei einem Abendessen mit einigen wichtigen Personen. Sowie einem alten Freund, wird Eiffels Welt völlig auf den Kopf gestellt. Die ihm bis dato unbekannte Ehefrau seines Freundes ist niemand anderes als seine verloren geglaubte erste große Liebe Adrienne (Emma Mackey).

Völlig verwirrt, erinnert sich Gustave an eine lang vergangene Zeit zurück. Damals, als er die junge Adrienne kennenlernte und sich verliebten. So wollten sie heiraten und Kinder bekommen. Aber plötzlich war sie verschwunden und ihre Eltern ließen Gustave im Glauben, sie habe sich neu orientiert. Kein Wunder das für Gustave eine Welt zusammenbrach. Was ist geschehen und warum ist sie nun als Ehefrau, seines Freundes? Voller Widerwillen begegnet er Ihr, bis er die grausame Wahrheit erfährt, weshalb Ihre Beziehung zerbrach. Als wäre dies nicht genug emotionales Leid, steht es auch um den Bau des Eiffelturms schlecht. Wendet sich doch Frankreich Bevölkerung immer mehr von ihm und seiner Vision ab. Was unter anderem an Eiffels Freund liegt, der die Wahrheit um Gustave und Adrienne erkannte. Es gilt eine Entscheidung zu treffen, Adrienne oder sein Eiffelturm. Doch diese Entscheidung wird er wohl wie damals nicht selbst treffen können, hängt doch viel zu viel davon ab.
Eine tragisch-dramatische Liebesgeschichte
Mit „Eiffel in Love“ erzählt Regisseur Martin Bourboulon eine Geschichte, nicht nur über den Bau des Eiffelturms, sondern auch der Möglichkeit eines erneuten Zusammentreffens. So soll laut zeitgenössischen Dokumenten belegt sein, dass Adrienne und Gustave in jungen Jahren tatsächlich ein Paar waren. Wobei er bereits 28 und sie 18 Jahre alt gewesen sein soll. So wird geschrieben, dass sogar schon eine Hochzeit angesetzt worden sei, die von Adriennes Eltern wieder abgesagt wurde. Darauf basierend setzt Regisseur Bourboulon seinen Film an. Nach der Absage der Hochzeit ging Gustave Eiffel weiter seinen Weg als Architekt. So heiratete er eine andere Frau, mit der er drei Kinder hatte. Dabei musste jedoch schon früh den Verlust seiner Ehefrau betrauern. Als nächste Herausforderung stand somit die Weltausstellung im Jahr 1889 an. Für diese reichten allerlei Künstler und Architekten ihre Ideen ein und wie auch hier bekannt ist, erhielt Eiffel den Zuschlag für seinen heute weltbekannten Eiffelturm.

Hier grätscht Regisseur Bourboulon in die allseits bekannte Geschichte und verpasst dieser eine Wendung. Was wäre, wenn Gustave in dieser Zeit seiner verloren geglaubten Liebe noch einmal über den Weg laufen würde? Dies aber nicht einfach mal s, sondern als neue Ehefrau eines engen Freundes. Um dies Zusammentreffen zu verschärfen, hat dieser Freund auch Einfluss auf Gustaves Erfolg wie auch Misserfolg. So ist Gustave erwartungsgemäß schockiert, seine ehemalige Verlobte nach langer Zeit, an der Seite seines Freundes wiederzusehen. Dennoch unterstützt dies Gustaves These, dass sie ihn wegen eines anderen verlassen hätte. Auch Adrienne ist völlig überrascht, rückt aber mit keiner Silbe heraus, was damals vorgefallen war. Trotz allen Unmutes liebt er sie noch immer. Womit sie sich näherkommen und die tragische Wahrheit im Verlauf ans Tageslicht gerückt wird. So war es nie Adriennes Entscheidung, sich von Gustave zu trennen, war sie doch schwanger von ihm. Ihre intrigante Familie entschied sich gegen Gustave, sowie ihre eigene Tochter wie ihrem Baby. Welches Adrienne bei all der Aufregung mit ihrer Familie verlor.

Adriennes jetziger Ehemann, fand sie in ihrer Not, völlig verstört und allein vor. Womit er ihr wiederum näher kam und ihr ein neues Heim schenkte. Unwissend verarbeitete Gustave die Trauer, den Zorn und die vermeintliche Abfuhr. Die Jahre vergingen und Gustave wurde zu dem heute weltbekannten Architekten. Das erneute Zusammentreffen öffnete dabei nicht nur alte Wunden, sondern entflammte auch diese vergangene Liebe. Doch Adriennes Ehemann ist nicht bereit, sie gehen zu lassen. Selbst dann nicht wenn sie Gustave immer mehr als ihn lieben würde. Da dieser dazu ein einflussreicher Medienmensch ist, setzt er Gustave das Messer auf die Brust. Entweder sein Eiffelturm oder Adrienne, womit sich Gustave natürlich für seine große Liebe entscheiden will. Adrienne wiederum, will nicht noch einmal einen von Gustaves träumen, wie auch seine Existenz gefährden. Womit sie ihm diese schwere und tragische Entscheidung abnimmt.

Somit schuf Regisseur Martin Bourboulon eine dramatische Liebesgeschichte voller Irrungen. Die aber wider Erwarten ohne jeglichen „Kitsch“ oder „Schmalzigkeit“ auskommt. Hierbei setzte der Regisseur gekonnt emotionale wie auch nachvollziehbare Szenen. Möchte man doch das sich Gustave gegen die Widrigkeiten des Eiffelturmbaus, durchsetzt und seinen Traum zum Leben erweckt. Ebenso möchte man aber auch, dass das einstige Liebespaar, welches durch Fremdeinwirkung und einen tragischen Verlauf getrennt wurde, wieder vereint wird. Im Gegensatz zu Hollywood typischen Happy-Ending Filmen, lässt Bourboulon die Liebe nicht ganz so wie erwartet siegen. Womit er sich der realen Geschichte um Gustave Eiffel widmet. Sprich, eine Ehefrau namens Adrienne wird es wie im echten Leben auch im Film nicht geben. Und trotzdem ist es eine Entscheidung aus Liebe, die Gustaves Traum seines Eiffelturms verwirklichen lässt. So durchlebt der Zuschauer ebenfalls die Hochs und Tiefs von Gustave. Ebenso erlebt man während der Sichtung, Spannung, Trauer, Wut, Hoffnungslosigkeit. Aber auch Triumph, selbst wenn diesem letztlich ein bitterer Beigeschmack beiwohnt.
Der Eiffelturm, die Liebe und das Fazit:
Was wie ein biografischer Film einer bekannten Persönlichkeit (in diesem Fall Gustave Eiffel) aus dem 19. Jahrhundert beginnt. Entwickelt sich in dessen Verlauf zu einer fiktiven tragischen Liebesgeschichte, welche sich während des Baus des Eiffelturms ereignen soll. So begleitet der Zuschauer den Architekten Gustave Eiffel. Beginnend von seinen Anfängen als Architekt, hin zur Begegnung seiner ersten großen Liebe Adrienne. Dabei spielt Regisseur Martin Bourboulon mit dem Gedanken, was wäre, wenn Gustave Jahre später wieder auf seine Adrienne treffen würde. Damit ist der Zuschauer in Rückblicken dabei, wenn sich Gustave und Adrienne begegnen und sich ihre Wege trennen. Was damals wirklich geschah, erfährt der Zuschauer erst gen Ende. So steht Gustave erneut vor einem Scheidepunkt, der ihn dieses Mal nicht nur seine wiedergefundene Adrienne, sondern auch seine Karriere, seinen Ruf und seine Zukunft kosten könnte. Womit Regisseur Bourboulon seine Zuschauer in ein Wechselbad der Gefühle wirft. Hier ist alles vertreten, beginnend von Freude, über Verlust und Trauer, hin zur Glückseligkeit bis zu einem überaus bitteren Triumph.

Somit ist der Film sogar überraschend spannend ausgefallen und obwohl man weiß, dass der Eiffelturm in Paris steht, fiebert man auch hier den Entwicklungen mit. Dabei wünscht man sich nicht nur dass Eiffel Erfolg hat. Ebenso möchte man das dieser und Adrienne wieder ein Paar werden. Wie man nun aber weiß, dass der Eiffelturm erbaut wurde, weiß man ebenfalls das Gustave keine Adrienne als Ehefrau an der Seite hatte. Dabei endet der Film nicht als tieftraurige Schmonzette. Sondern eher als ein Film, der zeigt, was man bereit ist, für einen anderen Menschen zu tun, den man liebt. Ein Film, der Freunden des klassischen Happy-Endings, wie in „Marry Me“ vielleicht nicht ganz so gut gefallen könnte. Für mich dennoch ein wirklich schöner Film geworden ist. Der trotz der fiktiven Liebesgeschichte recht real und nachvollziehbar geblieben ist. Was auch daran liegt, das Regisseur Martin Bourboulon die Geschichte um Adrienne perfekt in Gustave Eiffels reales Leben einbettete und wunderbar von den Darstellern Romain Duris (Gustave Eiffel) und Emma Mackey (Adrienne Bourgès) getragen wird. Somit kann ich jedem Genre-Freund diesen Film ans Herz legen.
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