EDGAR WALLACE (Blu-ray) EDITION 10: REVIEW
Edgar Wallace: Die 10. Edition auf Blu-ray!

Edgar Wallace Edition 10: Seit Beginn der Auswertung der Edgar-Wallace-Klassiker auf Blu-ray im Jahre 2015, brachte es Leonine nun auf 10 Blu-ray-Boxen. Dabei stellte sich ursprünglich sogar die Frage, ob sich alle oder nur einige Titel für eine Blu-ray Auswertung eignen würden. Die erste Box zeigte, dass hier noch Luft nach oben war und die meisten Titel eine enorme Verbesserung erfahren haben.
Dennoch gibt es auch ein paar Teile, die mit wechselnder Bildqualität zu kämpfen haben. Was aber an dem zugrunde liegenden Ausgangsmaterial liegen dürfte. Wer hätte vor rund 60 Jahren schon gedacht, dass Material so zu lagern, dass es irgendwann HD Ansprüchen gerecht werden könnte. Dies betrifft nicht nur die Edgar-Wallace-Filme, sondern viele ältere Titel, die eine recht aufwendige Nachbehandlung erfordern. Mit welchem Ergebnis der geneigte Krimifreund mit der 10. Edgar Wallace Box zu rechnen hat, erfahrt Ihr wie immer in den nachfolgenden Zeilen.
Inhalt:
Das Verrätertor (1964 s/w):
Schon immer riefen die berühmten englischen Kronjuwelen, jegliche Art von Räubern, Dieben und Trickbetrügern auf den Plan. Zu groß ist die Gier, diese Schmuckstücke dem stark gesicherten Tower zu entreißen. Dies lockt auch den wohlhabenden Geschäftsmann Trayne (Albert Lieven), der einen Plan austüftelte, um sich der Steine zu bemächtigen. Dieser sieht vor, aufgrund der unglaublichen Ähnlichkeit des Tower-Wächter Dick Lee Carnaby (Gary Raymond) und dem Sträfling Graham (Gary Raymond), den einen durch den anderen zu ersetzen.

So muss Trayne gar nicht erst in den Tower einbrechen, sondern lässt sich Tor und Tür von innen öffnen. So entführt er Carnabys Freundin Hope (Catherine Schell) und erpresst diesen, um Graham einzuschleusen. Alles scheint durchdacht, doch Traynes Komplizin Dinah Pawling (Margot Trooger) hat ganz andere Pläne und so wird aus dem Betrügenden, der Betrogene. Doch letztlich ist es ein einfältiger Tourist (Eddie Arendt), der diesen Jahrhundertraub zum Scheitern bringt.
Der Gorilla von Soho (1968)
Seit geraumer Zeit ertrinken zunehmend mehr und mehr Millionäre aus Übersee in der Themse. Chefinspektor Perkins (Horst Tappert) ist ratlos, ein Unfall schließt er nach drei Todesfällen kategorisch aus. Doch dieses Mal fand man eine Babypuppe bei dem letzten Toten, welche einen afrikanischen Text aufweist. Sogleich organisiert Scotland Yard die Übersetzerin Susan McPherson (Uschi Glas). Sehr zum Wohlgefallen von Perkins Assistent Inspektor Jim Bradley (Uwe Friedrichsen).

Erste Indizien deuten auf das aufleben, der totgeglaubten Gorilla Bande hin. Welche ihre Opfer verkleidet mit einer Gorillamaske um die Ecke brachten. Aber auch eine Stiftung sowie ein Mädchenheim scheinen nicht ganz koscher zu sein. Ohne es zu wissen, bringen sich Chefinspektor Perkins, Inspektor Bradley und Übersetzerin Susan Macpherson (Uschi Glas) in tödliche Gefahr. Doch soll es Susan sein, die letztlich die beiden Ermittler bezüglich ihrer Herkunft auf die richtige Spur bringt.
Das Gesicht im Dunkeln (1969)
Durch Zufall überrascht John Alexander (Klaus Kinski) seine Frau Helen (Margaret Lee, Erbin der Automobilwerke Brown & Brown und findet heraus, dass sie seit längerem eine lesbische Beziehung mit ihrer Freundin Liz führt. Helen will sich erstmal Zeit, nehmen um sich über Ihre Gefühle klar zu werden und verlässt das gemeinsam bewohnte Anwesen. John hängt immer noch an ihr und bittet sie, wenigstens nicht alleine zu fahren. Doch Helen hört nicht und verunglückt in dieser Nacht tödlich. John zieht sich zurück und geht auf Reisen. Nach seiner Rückkehr findet er in seinem Haus das Hippie-Girl Christine (Christiane Krüger) vor. Irgendetwas fasziniert ihn an ihr, woraufhin er ihr auf eine Hippie Party folgt.

Dort stolpert er über eine Gruppe Hippies, die sich einen Pornofilm anschauen. Er traut seinen Augen nicht, spielt dort etwa seine vermeintlich tote Frau mit? Es wird noch verrückter, denn die Hinweise mehren sich, dass seine Frau tatsächlich noch leben könnte. So schnell diese aber auftauchen, so schnell verschwinden diese wieder. Es scheint alles wie eine Illusion zu sein, denn beweisen kann er nichts. Selbst in dem Pornofilm, den er auftreiben kann, scheint seine Frau wieder verschwunden zu sein. Beginnt John den Verstand zu verlieren oder steckt hinter diesen Vorgängen ein perfider Plan, der ihn in den Wahnsinn treiben soll?
Dies sind Fälle, nun wird aufgeklärt:
„Das Verrätertor“ bedient sich dem heute bekannten Muster, des unknackbaren Gebäudes, welches mit Hilfe eines Doppelgängers, seine Pforten öffnen soll. Hier übernimmt der britische Darsteller Gary Raymond eine Doppelrolle der Figuren Graham / Carnaby. Albert Lieven mimt den wohlhabenden Geschäftsmann Trayne, der letztlich nicht einkalkuliert, selbst betrogen zu werden. Als Carnabys Freundin sehen wir Catherine Schell, die vielen aus der britischen Science-Fiction Serie „Mondbasis Alpha 1“ bekannt vorkommen dürfte. Ebenso war sie als Bondgirl in „Im Geheimdienst ihrer Majestät“ zu sehen.

Klaus Kinski ist wie meist in der Rolle des bösen Schergen zu sehen, während Eddie Arendt wie gehabt die Szenerie auf lustige Art auflockert. Im Gegensatz zu den meisten Wallaceverfilmungen steht hier nicht der große Unbekannte oder das Mysterium im Mittelpunkt. Hier geht es um einen „einfachen“ Raub im Stil eines Heist-Movies. Überraschend hoch empfand ich den Bodycount, hier wurde nicht mit Ermordungen gespart. Meiner Meinung nach ein solider Krimi, dem etwas der mysteriöse Touch der restlichen Teile fehlt.
„Der Gorilla von Soho“ aus dem Jahre 1968 zeigt ganz klar als erster, die Einflüsse der Swinging Sixties. Knallbunte Farben, schräge Kamerawinkel und leicht bis gar nicht bekleidete Damen umschwirren die Ermittler. Ganz vorne mit dabei Sir Arthur, gespielt von Hubert von Meyerinck. Der ganz offen in entsprechenden Etablissements verkehrt und auch eine Dame abschleppt. Diese sollte wohl als Running Gag fungieren und taucht immer mit demselben One-Liner auf. Ulknudel Ingrid Steeger („Klimbim“) hatte in diesem Film, einen ihrer ersten Auftritte ihrer Filmkarriere. Auch hier trat sie schon sehr leicht bekleidet auf.

Kurz gesagt der Slogan „Sex sells“ war jetzt auch in dieser Filmreihe angekommen. Horst Tappert sieht man hier noch nicht als Derrick, ermittelt aber genauso solide, wie später in seiner Paraderolle. Der restliche Cast weiß ebenfalls wieder zu gefallen. Besonders von Meyernick ist als Mädchen jagender Unhold einfach zu herrlich. Es gibt zwar einige, die die Meinung vertreten, die farbigen Wallace-Krimis, seien schwächer. Ich würde behaupten, sie sind etwas Leichter und Lockerer. Wie immer eine Geschmacksfrage, ich zumindest mag die Farbfilme ebenso wie die schwarz/weiß Vertreter.
„Das Gesicht im Dunkeln“ Hierbei handelt es sich um das von vielen ungeliebte Kind der Edgar Wallace Produktionen. Die Co-Produktion zwischen Deutschland und Italien hatte nicht nur Drehbuchschwächen und Startschwierigkeiten. Produzent Horst Wendlandt zog es erstmals vor, nicht im Vor- und Abspann genannt zu werden. Laut einigen Quellen wurde ihm schon während der Produktionsphase klar, dass das italienische Produktionsteam um Regisseur Riccardo Freda, das Projekt nicht in den Griff zu bekommen schien. Nach Sichtung kann ich die negativen Stimmen teils nachvollziehen. Der Film leidet an sprunghaften Szenenwechseln und manch unlogischen Handlungssträngen.

Dieser ist in meinen Augen zwar kein Totalausfall, leider auch kein Highlight. Die recht laienhaften Special Effects, die ein Gerry Anderson (UFO, Thunderbirds) wesentlich besser hinbekommen hätte, wenn es um Modelaufnahmen geht, sprechen hier schon eine deutliche Sprache. Hier sei die Szene von Helens tödliche Unfall und die Zerstörung des weißen Rolls Royce gen Ende gemeint. Keine wirklichen Glanzlichter der italienischen Kinotrick-Kunst. Dennoch kann „Das Gesicht im Dunkel“ unterhalten, was nicht zuletzt an Klaus Kinskis Schauspiel liegt. Das Lustige dabei, selten sah man Kinski in einer Rolle, in der er sogar recht sympathisch rüberkommt.
Fazit:
Mit der 10. Edgar Wallace Edition auf Blu-ray liefert Leonine wieder richtig ab. Diese Box kann wieder das Herz eines jeden Krimifans höherschlagen lassen. Alle drei Filme brillieren mit einer sehr guten Bildqualität, die nur einmal in „Der Gorilla von Soho“ an einer unscharfen Szene leidet. Die Krimis bieten dabei unterschiedliche Kost. „Das Verrätertor“ ist ein klassischer Raubüberfall Krimi, „Der Gorilla von Soho“ erfreut den Mystery-Krimi-Freund und „Das Gesicht im Dunkeln“ ist trotz seiner Defizite, ein solider Psychothriller. Somit dürfte für jede Geschmacksrichtung etwas dabei sein. Wer es etwas britisch-amerikanischer mag, dem sei „Die Spur führt nach Soho (1969)“ empfohlen.
Der wahre Edgar Wallace Fan wird an dieser Edition eh nicht vorbeikommen. Ich für meinen Teil wurde wieder bestens unterhalten und freue mich jedes Mal, wenn ich einen dieser Klassiker in dieser gelungenen Bildqualität erleben kann. Für mich ist es jedesmal ein Fest, wenn alten Klassiker, den ich mit damals mittelmäßiger Bildqualität sah, jetzt mit solche einer tollen Bildqualität präsentiert bekomme. Da ist es fast so, als würde ich den Film nochmals neu erleben dürfen. So dürfte es nicht verwundern, dass ich auch dieser Box wieder eine Sichtungs- und Kaufempfehlung ausspreche.
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