Die Piratenbraut (1950)

Yvonne de Carlo als säbelschwingende Piratenbraut

Mit dem Streifen „Die Piratenbraut“ 1995 (Cutthroat Island), kämpfte sich Geena Davis in bester Piratenmanier mit Pistolen und Degen durch die Kinosäle und Heimkinos. Doch so wirklich überzeugen konnte der Film leider nicht. Zu burschikos zu maskulin trat Davis damals in Erscheinung. Aber auch der Plot, war gelinde gesagt nicht das gelbe vom Ei.
Allgemein erhielt der Film eher mittelprächtige Bewertungen und obwohl ich vielen Filmen wesentlich wohlgesonnener bin als so mancher Kritiker Kollege, konnte ich diesem ebenfalls nicht viel abgewinnen. Nun stieß ich auf eine Blu-ray Veröffentlichung eines alten Films aus den 50er Jahren, mit dem gleichen Titel. Hier macht sich ebenfalls eine Frau auf, den Piraten zu zeigen dass sie nicht zu dem vermeintlich schwachen Geschlecht gehört.
Gibt’s Gemeinsamkeiten?
In „Die Piratenbraut (Buccaneer’s Girl)“ schlägt sich Yvonne de Carlo als Deborah McCoy mit allen Tricks und Kniffen durchs Leben. Ihr Versuch als blinder Passagier nach New Orleans zu kommen, wird jäh unterbrochen, als dieses Passagierschiff von der Mannschaft des gefürchteten Piraten Baptiste geentert wird. Doch Deborah ist weder auf den Mund gefallen, noch schnell zur Ruhe zu bringen und so landet sie auf des Piratenkapitäns Schiff.
Den Gerüchten nach erwartet Sie einen griesgrämigen, raubeinigen Trunkenbold, der nichts Besseres zu tun hat, als seine Mannen jedes Schiff ausräubern zu lassen. Umso überraschter ist sie, als sie in der Kapitänskajüte auf einen gepflegten, wortgewandten und durchaus charmanten Geschäftsmann und Kapitän namens Robert Kingston stößt.
Kingston ist auf einer Mission, nachdem er den wahren Baptiste aus dem Verkehr zog. Kam er dahinter, dass der überaus wohlhabende Geschäftsmann Narbonne, Baptiste beauftrage, seine Konkurrenz auszurauben. So drehte Robert den Spieß um und überfällt seitdem Narbonnes Schiffe und verteilt die Beute unter den gebeutelten Schiffskapitänen. Welche von Narbonne unter Druck gesetzt werden.
Dabei fällt es ihm schon so schwer genug seine Doppel-Identität zu wahren und jetzt hat er noch ein singendes Frauenzimmer an der Backe, na bravo. So ganz unangenehm ist ihm die Gesellschaft von Deborah dann doch nicht und obwohl er schon fast in festen Händen ist, fasziniert ihn die dunkelhaarige Schönheit von Mal zu Mal mehr. Doch wie so oft ist der Teufel ein Eichhörnchen und Robert wird durch die Schöne Ablenkung nachlässig und landet im Kerker. Nun liegt es an Deborah, das Ruder an sich zu reißen und Robert vor dem sicheren Tode zu bewahren.

Robin Hood trifft auf Zorro und auf Lily Munster
Wieso „Robin Hood“ und „Blackbird“ und was hat es mit den „Munsters“ auf sich? Fangen wir von hinten nach vorne an. Wer sich beim Anblick von Deborah McCoy alias Yvonne de Carlo fragt, woher ihm dieses Gesicht bekannt vorkommen könnte? Dem sei gesagt, es handele sich hier um die Darstellerin der Lily Munster aus der gleichen TV-Serie „The Munsters“. Und aus dem bösen Piraten Baptiste, stellvertretend für Blackbird bezeichnet, wird eine Art Robin Hood. Welcher seine Beute mit den armen Seeleuten und Schiffskapitänen teilt.
Ebenso oder sogar noch mehr liegt der Vergleich mit Zorro nahe. Baptiste hat ebenso wie der Rächer mit der schwarzen Maske, zwei Identitäten. Die eines reichen Edelmannes und die des unbekannten Rächers. Der Plot selbst hält sich ebenfalls an die altbekannten Geschichten: der noble Wohltäter, der von den Reichen stiehlt, um des den Armen und Unterdrückten zu geben. Der abenteuerliche Filmverlauf selbst, wird wie es damals Gang und Gebe war, mit einigen Gesangseinlagen und Tanzeinlagen der Hauptdarstellerin aufgelockert oder unterbrochen, das darf natürlich jeder sehen wie er will.

Eine starke Frau, letztlich doch in Männerarmen
Yvonne de Carlo, hat im gesamten Film keinerlei Probleme ihren „Mann“ zu stehen. Dies lässt sie sowohl die Piratenhorde als auch Robert Kingston spüren. Man merkte, dass sich Hollywood langsam traute, Frauen maskuline Rollen spielen zu lassen. Dabei ist es nicht das erste Mal, das man eine Frau in solch einer Rolle besetzte. Der zwei Jahre jüngere Film „Sein Engel mit den zwei Pistolen“ von 1948, ließ bereits Jane Russel auf die Männerdomäne des Western Films los. Hier spielte Top Komiker Bob Hope den zurückhaltenden und ängstlichen Part, während Jane Russel die Colts sprechen ließ. Und wie schon Jane Russel, war es in „Die Piratenbraut“ Yvonne de Carlo, die ihren „Prinzen“ schlussendlich rettet.
Alles in allem macht der Film auch heute noch Spaß, wobei einem das Gejodel schon liegen muss. Ehrlich gesagt finde ich diese Gesangseinlagen in den alten Doris Day und Rock Hudson Klassikern passender als bei einem Abenteuerfilm. Hier ist es doch etwas merkwürdig oder gar befremdlich, wenn die Hauptdarsteller plötzlich aus voller Kehle ein Liedchen trällern. Sowas reißt mich immer aus dem Film heraus, wenn ich weiß das es kein Musical sein soll. Wobei in „Die Piratenbraut“ lasse ich es mal durchgehen. So weiß man ja, das Piraten in der Kaschemme, gerne singenden „Damen“ ihr Gehör schenkten.

Und wie schlägt sich der 70 Jahre alte Piratenfilm?
Vor und nach dem „Fluch der Karibik“ Hype war es recht ruhig um das Thema Piratenfilme. Selbst nach den 50er, 60er und 70er Jahren ebbte dieses Genre schon ziemlich auffällig ab. Die mir im Gedächtnis verbliebenen Titel wären: „Der rote Korsar“, „Kapitän Dotterbart“ oder der grandiose Roman Polanski Film „Piraten“ mit dem unvergessenen Walter Matthau. Geena Davis‘ Versuch lasse ich jetzt mal bewusst unter den Tisch fallen. „Die Piratenbraut“ aus dem Jahre 1950 gehört in die goldene Zeit der Piratenfilme.
Dennoch ist dieser mehr als Spagat zwischen Zorro / Robin Hood und einer Lovestory zu sehen. Für Freunde dieser zwar alten aber charmanten Filme wird erwartungsgemäß immer noch gute Unterhaltung geboten. „Die Piratenbraut“ gehört zu diesen Filmen, die man irgendwann einmal in seiner Jugend sah und die man sich aus nostalgischen Anwandlungen auch noch ein weiteres Mal anschaut. Jüngeren Zuschauern dürfte der nostalgische Bezug wohl gänzlich fehlen, außer man hätte ein Faible für solche alten Streifen. Mir hat er immer noch Spaß gemacht, selbst wenn ich auf diese Gesangseinlagen hätte durchaus verzichten können.
P.S. lasst Euch nicht von den schwarz/weiß Screenshots beirren, der Film ist natürlich in Farbe. 😉
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