Der Querkopf (1978) – Review
Der Querkopf: Frankreichs Starkomiker Louis de Funès dreht als Erfinder so richtig auf und verwüstet mehr als nur die Umwelt.

Im Rahmen meines Nostalgie Trips, widme ich mich wieder vermehrt älteren Filmen. Besonders nice, wenn ich einen dieser Klassiker, im neuem Gewand auf Blu-ray erhalte. Sowie nun auch „Der Querkopf“ aus dem Jahr 1978 mit Louis de Funès von Studiocanal. Funktioniert solch ein Streifen heute noch? „Naturellement“ wie der Franzose zu sagen pflegt oder wie ich sage: natürlich funzt dass. Um dem Fazit nicht gleich alles vorweg zu greifen, fange ich lieber wie gehabt von vorne an.
Was stellt Louis denn dieses Mal an?
In der „Der Querkopf“ übernimmt unser französischer Lieblingscholeriker, die Rolle des Guillaume Daubray-Lacaze, seines Zeichens Erfinder, Industrieller und obendrein Bürgermeister. Sein neuster Coup, ein überdimensionaler Luftreiniger. Seine Kundschaft, ein ganzes Rudel kauffreudiger Japaner. Umso mehr freut es ihn, als diese mal schlappe 3000 Stück kaufen wollen. Die Gier und Freude sind übermächtig und so vergisst unser kleiner Guillaume, ein winziges Detail. Woher soll er überhaupt den Platz nehmen um die Dinger zu bauen. Links kein Land, rechts kein Land und auch das staatliche Grundstück hinter seiner Villa bleibt ihm verwehrt.

Es hilft nix, so muss halt sein Haus herhalten. Ganz zum Missfallen seiner Gattin Bernadette. Einzig Guillaumes Zusage, die Finger von ihrem Winter- und Gemüsegarten zu lassen, stimmt sie versöhnlich. Doch die Beengtheit zwingt Guillaume zu drastischen Maßnahmen, denen nicht nur Haustier-Zierfisch Arthur zum Opfer fällt. Das Fass ist bis zum Überlauf voll und Bernadette holt zum Gegenschlag aus. Nicht nur das Sie Guillaume verlässt, sie tritt als Gegenkandidatin bei der anstehen Bürgermeister Wahl an. Kein Platz, keine Zeit und seine Frau als Gegnerin, kann es für Guillaume noch übler kommen? Jab, das kann es…
Louis de Funès ist wieder auf 180!
Mit seinen damals schon 63 Jahren aufm Buckel, stieg Louis hier wieder so richtig aufs Gaspedal. Aber so kannte man ihn, denn selbst mit 67 Lenzen, sprich ein Jahr vor seinem Tode anno 1983, war er in seinem letzten Streifen „Louis und seine verrückten Politessen“ nicht zu bremsen. Im „Querkopf“ spielt er wieder seine Paraderolle des gierigen und machthungrigen Cholerikers. Dieses Mal jagt er es mit der Produktion seiner neusten Erfindung auf die Spitze, bekommt von seiner Film-Ehefrau aber einen gehörigen Dämpfer verpasst. Während man anfangs der Meinung ist, de Funès würde den Film wie gehabt dominieren, ist es doch Annie Girardot als Bernadette, die ihm die Stirn bietet und so für einen gelungenen Gegenpart sorgt.

Zu Beginn des Films, hat Louis de Funès als Guillaume dennoch die Oberhand. Dies lässt er seine Kundschaft spüren, denen er nach einem gar festlichen Mahl und einem Calvados Gelage, den Preis für seinen Luftreiniger diktiert. Ebenso seinen Banker, dem er kurzerhand die Ohren stopft, zu herrlich diese Szene. Allgemein sprüht der Film nur so vor ausgefallenen Ideen, sei es das Gespräch mit dem Präfekten wegen dem benötigten Land, dem Umbau der Villa zur Produktionshalle, das Schlaf-Engagement, der Hochzeitstag, der Wintergarten und vielem mehr. Ebenso herrlich, Guillaumes Zwickmühlen in die er sich am laufenden Band hinein und hinaus manövriert. Dies hat ein jähes Ende, als er den Bogen bei Bernadette überspannt, denn nun beginnt der Kampf auf Augenhöhe.

Kurz und knackig, so solls sein!
Im Gegensatz zu anderen de Funès Filmen, ist dieser hier durchweg geradlinig inszeniert. Zumindest wenn ich von der mir bekannten deutschen Kinoversion ausgehe. Cuts in Filmen sind nie schön, besonders wenn es sich um Action oder Horrorfilme handelt. Doch es gibt Ausnahmen, nehmen wir zum Beispiel „Louis und seine außerirdischen Kohlköpfe“, „Louis der Trockenschwimmer“ oder „Louis der Geizkragen“. Diese Titel liegen auf Blu-ray Uncut vor. Doch während die deutschen Kinofassungen allesamt durchweg knackig und auf den Punkt inszeniert wirken. Ziehen sich die französischen Originale teils wie Kaugummi in die Länge. Diese Szenen erweitern oder verändern den Inhalt zwar in eine gewisse Richtung. Aber um genau zu sein werten diese, besagte Filme nicht wirklich auf. Einen essentiellen Mehrwert habe zumindest ich nicht bekommen. Nicht so die Fassung von „Der Querkopf“, hier sitzt so gut wie jede Szene, sprich das Pacing stimmt.
Wie schon in vielen anderen de Funès Komödien davor, treten auch hier wieder altbekannte Gesichter auf. Da wäre zum einen Julien Guiomar, den wir schon einmal als Gegenspieler von Louis de Funès, in „Brust oder Keule“ erleben durften. Julien Guiomar könnte einigen auch in Filmen von Alain Delon und Jean-Paul Belomodo bekannt vorkommen. Sowie Maurice Risch, der bereits mehrmals an der Seite des kleinen großen Komikers auftreten durfte. Hier seien genannt: „Scharfe Kurven für Madame“, „Balduin, der Ferienschreck“, „Louis’ unheimliche Begegnung mit den Außerirdischen“ sowie „Louis und seine verrückten Politessen“.
Das Fazit aus, nur alt oder richtig gut gealtert?
Zugegeben bei mir bekommt der Film wohl immer einen Nostalgiebonus. Keine Ahnung wie oft ich diesen als Kind sah, dennoch konnte er mich auch heute, nach den vielen Jahren immer noch begeistern. Unabhängig davon fand ich es überaus lustig wie alt und doch so modern der Film ist. So führt Guillaume den Japanern seine Erfindung eines Windkraftrades vor, welches die gewonnene Energie speichern kann (vom Luftreiniger ganz zu schweigen). Was damals vor über 40 Jahren wohl als skurrile Erfindung galt, steht heute in jedem Windpark. Ebenso ist Umweltverschmutzung und Bio Gemüse ein Thema. Sprich thematisch ist der Film auf der Höhe der Zeit und selbst die Industrialisierung ist ein Teil davon. Ebenso können die Gags und die Ideenvielfalt immer noch überzeugen.
Selbst Produktplatzierungen waren damals schon „IN“. Nun gut, das wird wohl nur dem altgedienten Heimwerker oder Mechaniker auffallen. Aber als alter Heimwerker sind mir gleich die knallroten Werkzeugkästen, Koffer und Rollcontainer von Facom aufgefallen. Ein französischer Werkstattausstatter erster Güte, zumindest zur damaligen Zeit. Wie dem auch sei, wer den guten Louis mag, einen Hang zu alten Komödien, insbesondere den französischen hegt und herzhaft lachen will, der muss beim „Querkopf“ zugreifen, da gibts kein Wenn und Aber. Oder um es mit Louis Worten zu sagen: Nein… doch… ohhhh….
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