DER KARIERTE NINJA – REVIEW
„Der karierte Ninja“ splendid lässt den Geist eines mächtigen Ninja-Kriegers in den Körper einer karierten Stoffpuppe fahren!

„Der karierte Ninja“ – Dass man in Dänemark weiß, wie man Geschichten erzählt, dürfte seit Hans Christian Anderson lange bekannt sein. Dass die Dänen aber auch wissen, unterhaltsame Animationsfilme zu produzieren war mir bis dato neu. Dank splendid film konnte ich mir nun einen Eindruck verschaffen, ob die Dänen in der Lage sind, auch einen unterhaltsamen Animationsfilm auf den Markt zu bringen. Nun stellt sich natürlich die Frage, kann „Der karierte Ninja“ mit der Konkurrenz im Animationsfilmmarkt seitens Pixar, Dreamworks und Co. mithalten, oder geht dieser gnadenlos unter. Die Antwort darauf erfahrt Ihr wie immer in den nachfolgenden Zeilen.
Ein Ninja auf dem Kriegspfad
In einer düsteren Fabrik in Thailand schuften Kinder beim Zusammenbau von Ninja- Stoffpuppen. Eines dieser Kinder ist völlig erschöpft und macht einen Fehler, wofür er mit seinem Leben bezahlen muss. Im nächsten Moment wird die Fabrik von einem Blitz getroffen und die falsch produzierte Ninja-Puppe erwacht zum Leben. Ein alter Ninja Krieger fuhr in diese, um die Ungerechtigkeit zu ahnden. Auf der Jagd nach dem Täter landet der kleine karierte Ninja in den Händen des Schiffkochs Stewart. Dies kommt dem Smutje sehr gelegen, braucht er doch noch ein Geschenk für seinen Neffen Alex.

Auch wenn es nett gemeint ist, aber es dürfte klar sein, dass ein Siebtklässler wenig Begeisterung für eine Stoffpuppe aufbringen kann. Doch als es für Alex mal wieder eng wird und sich eine Auseinandersetzung mit dem Schulrowdy ankündigt, erwacht der Ninja zum Leben. Dieser verlangt, dass ihm Alex hilft, wenn er Alex aus der brenzligen Situation herausbringen soll. So haben die beiden einen Deal, doch Alex ahnt noch nicht mal im Ansatz, welche Pläne der so harmlos wirkende karierte Ninja hegt und in welche Gefahr sich Alex begibt. Eines ist jedoch klar, dieses Abenteuer wird das Leben des Teenagers für immer verändern.
Können sich die Dänen behaupten?
…und wie! Anhand des Titels ging ich davon aus, einen netten kleinen Animationsfilm für kleine Kinder zu Gesicht zu bekommen. Dieser Eindruck verflog schon in der ersten Minute des Films. Beginnt der Film doch in einer thailändischen Fabrik, in der Kinder für einen reichen dänischen Spielzeughersteller schuften. Als eines dieser Arbeiterkinder einen Fehler macht, schlägt ihn dieser gnadenlos tot. Im nächsten Moment schlägt ein Blitz in die Fabrik ein und lässt einen alten Ninja Krieger in genau dieser Ninja-Stoffpuppe auferstehen. Sein erklärtes Ziel, diese Tat zu sühnen. Doch erst muss er diesen Schurken auffinden und so führt ihn sein Weg in das weit entfernte Dänemark. Dort fällt er als harmloses Geburtstagsgeschenk in die Hände des Teenagers Alex, dem er sich zu erkennen gibt. Dieser soll ihm helfen den Spielzeugfabrikanten, unter einem Vorwand ausfindig zu machen. Doch anstatt diesem seine verlorene Kreditkarte zurückzugeben, soll dieser seine gerechte Strafe erhalten, Auge um Auge, Zahn um Zahn.

Unterscheidet sich Dänemarks Antwort auf die großen Studios der Branche? Aber sowas von! Hier darf man sich nicht von dem Titel oder gar dem Cover blenden lassen. „Der karierte Ninja“ schlägt eine rechte derbe Richtung ein. Erst wird ein kleiner Junge totgeprügelt und dann erwacht ein rachsüchtiger Ninja zum Leben und will Blutrache nehmen. Die Probleme, mit denen sich ein Teenager in diesem Alter herumschlagen muss, sind dagegen verschwindend gering. So verbindet der Film ungeschönt die Problematik der asiatischen Kinderarbeit mit einem „Coming of Age“ Thema. Das Storytelling, die Handlungen, Abläufe und Sprache sind dabei derber, als die der Bekannten und im Gegensatz dazu, weichgespülten Animationsfilme von Dreamworks und Co. Besonders wenn es um die Weichteile geht oder Onkel Stewart von seinen Genitalien singt. Von Drogen und wie man diese kommt, fange ich jetzt mal nicht an. Dabei wirkt der Film dennoch nicht obszön oder gar zu hart, sondern einfach nur etwas derber. Wobei es die Szene mit dem kleinen Jungen schon in sich hat. Eltern sollten jedoch die FSK 12 Freigabe beachten, Kinder unter 10 könnten eventuell für Eltern unangenehme Fragen stellen.

Die Animationen im Film unterscheiden sich ebenfalls von den bekannten Hochglanz-Animationsschmieden. Mich persönlich hat dies jetzt nicht gestört, da der Film mehr mit seiner Story überzeugen konnte und ich deswegen hochwertigere Animationen auch gar nicht erst vermisst habe. Müsste ich diese beschreiben, würde ich sagen, dass diese ihren Zweck erfüllten. Im Vergleich zum Ton des Films sind sie vielleicht sogar zu kindgerecht ausgefallen. Neben der Story, die mir außerordentlich gut gefiel, muss auch der Soundtrack erwähnt werden. Es gibt einige Szenen, in denen dieser das Storytelling übernimmt, hier passten jeder Song und Stil perfekt zur jeweiligen Szenerie. Die deutschen Sprecher wurden allesamt sehr gut ausgewählt und machen einen tollen Job. Erwähnen möchte ich noch, dass die deutsche Version des Films scheinbar ein paar Schnitte erfahren haben muss, da das dänische Original zwei Minuten länger läuft.
Mission erfüllt ab zum Fazit:
„Der karierte Ninja“ hatte sich bei meiner ersten Wahrnehmung als Kleinkinderfilm getarnt. So zumindest war meine Vermutung, als ich das Cover sah und den Inhalt las. Mit der Information, dass der Film in Dänemark ein Kinohit war, ging ich auch weiterhin davon aus, eine Art „Toy Story“ auf Dänisch zu sehen. Doch weit gefehlt, dieser Animationsfilm ist wesentlich erwachsener und derber als die Konkurrenz aus den Staaten. Dabei aber nie zu obszön oder gar daneben. Die Animationstechnik ist ordentlich und erfüllt ihren Zweck, kommt aber nicht Pixar (aktuelles Beispiel: Luca), Disney und Co heran. Was in diesem Fall aber auch kein Problem darstellt, da die Story und nicht die Bilder im Mittelpunkt stehen. Die deutschen Sprecher sind allesamt sehr gut ausgewählt worden und lassen den Film zu keiner Zeit billig klingen. Ebenfalls sehr gut hat die Dialogregie hier gearbeitet. Die Blu-ray bietet leider kein Bonusmaterial zu Film oder den Machern. Hier hätte ich gerne ein paar Infos zu dem Streifen und der Musik gehabt. Mich hat „Der karierte Ninja“ nicht nur positiv überrascht, sondern auch köstlich unterhalten. Zugegeben die Story ist teils schon härter, aber dadurch auch realistisch, wenn man sich die Kinderarbeitsproblematik anschaut. Wer in der Lage ist, über den Tellerrand amerikanischer Produktionen zu schauen und auch den etwas derberen Ton in solch einer Produktion nicht scheut, bekommt hier meine absolute Sichtungsempfehlung. Ich hoffe, dass der Film trotz seiner nicht amerikanisierten Herkunft, das Publikum hierzulande ebenfalls unterhalten kann. Ich für meinen Teil würde nämlich gerne noch mehr von diesem Produktionsteam sehen.
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