CYST – REVIEW

CYST: „Dr. Pimpel Popper“ trifft auf „The Thing“!

„CYST“ – B-Movies oder auch Trash Movies genießen unter den Filmfreunden einen gewissen Stellenwert. So ist diese abwertende Bezeichnung nicht immer gleichbedeutend mit einem schlechten Film. Verbergen sich hinter vielen vermeintlichen „Billig-Produktionen“, doch wahre Filmperlen. Im Gegensatz dazu hat Hollywood selbst oft genug bewiesen, wie viel Mist oder Trash, man auch mit einem Millionen-Budget produzieren kann.
Somit sagt wie so oft, das Budget nicht wirklich viel aus. Mit „Cyst“ wagt sich Eva Habermanns Produktionsfirma Fantomfilm an das Body-Horror-Genre vergangener Tage. So versammeln sich ein verrückter Arzt, ein Patient, der zum Trigger wird, sowie etliche Opfer, für diesen Film in Dr. Guys Arztpraxis. Und wie sollte es anders sein, eine widerwärtige Monstrosität beginnt Jagd auf unsere Protagonisten zu machen. Ob sich „Cyst“ neben den bekannten Trash-Kult-Titeln und aktuellen Titeln wie „Two Heads Creek“ oder „Cat Sick Blues“ behaupten kann und wie er mir gefallen hat, erfahrt Ihr wie immer in den nachfolgenden Zeilen.
Lasst die Zyste wachsen
Anfang der 1960er Jahre tüftelt Dr. Guy (George Hardy), in seiner Praxis an einer bahnbrechenden Erfindung. Dank seiner lasergesteuerten Maschine will der Hautarzt jeglicher Hautanomalien wie Wucherungen, Pickel und selbstverständlich auch Zysten, Herr werden. Dennoch benötigt er Geldgeber, um seine „Get Gone“ Maschine zu Deutsch „Wegmach-Maschine“ patentieren und produzieren zu können. Diese wiederum wollen erstmal einen produktreifen Prototypen präsentiert bekommen.

Hat sie Dr. Guy doch schon öfter mit leeren Versprechungen abgespeist. Doch dieses Mal bereitet Dr. Guy eine Präsentation vor, die niemand so schnell vergessen soll. Hierbei soll ihm sein neuer Assistent Preston (Darren Ewing), als Versuchsobjekt dienen. Krankenschwester Patricia (Eva Habermann) hält diesen Versuch jedoch für zu verfrüht. Fürchtet sie das die „Wegmach-Maschine“ noch längst nicht sicher für eine Behandlung ist.
Für Dr. Guy wiederum gibt es kein Halten, sieht er doch das Ziel seiner jahrelangen Bemühungen direkt vor Augen. Um die Präsentation auch überzeugend zu gestalten, infiziert Dr. Guy sein Helferlein Preston, mit einer überaus üblen Bakterienkultur. Diese befällt Prestons gesamten Rücken sogleich in Rekordzeit. Was hat der Doktor hier nur zusammengerührt? Der Zeitpunkt der Demonstration ist gekommen und alle warten gespannt auf den Einsatz der „Wegmach-Maschine“. Dr. Guy beginnt mit der Behandlung.

Während Preston unter Schmerzen beginnt zu ächzen und zu stöhnen. So saugt sich die Apparatur plötzlich an Prestons Rücken fest und der Laser beginnt die modifizierte Bakterienkultur mutieren zu lassen. Alles gerät außer Kontrolle, Patricia versucht die Situation zu retten. Doch Preston ist verloren und Dr. Guys Maschine hat eine unglaublich widerliche Mutation in Gang gesetzt. Die nicht aufhören wird zu wachsen und alles verschlingt, was sich ihr in den Weg stellt.
Kampf der Zyste
Das Internet und besonders Social-Media-Kanäle sind schon ein interessanter Ort. Dabei stolperte ich vor einiger Zeit über diesen Film namens „Cyst“ und kam mit einem der kreativen Köpfe der Produktionsfirma Fantomfilm ins Gespräch. Welche nebenbei erwähnt, 2017 von Eva Habermann und Alexander König gegründet wurde. So bekam ich die Möglichkeit mir einen Eindruck von „Cyst“ zu verschaffen, wofür ich mich nochmals bei Alexander König bedanken möchte.

Müsste ich „Cyst“ mit ein paar Worten beschreiben, würde ich diesen als eine Hommage an die 50er und 60er Jahre Trash-Horrorfilme bezeichnen. Spielt dieser doch auch in dieser Dekade der frühen 1960er Jahre. Während der Sichtung fielen mir dabei gleich solche Titel wie The Little Shop of Horrors“, „Das Ding aus einer anderen Welt“ oder auch „Die Wespenfrau“. Besonders ein B-Movie Regisseur beherrschte Quasi das Genre in diesen Dekaden, womit ich natürlich Roger Corman meine. Ebenso kamen mir jüngere Produktionen wie „Dr. Giggles“ in den Sinn, ebenso wie diese merkwürdige Reality Show auf TLC namens Dr. Pimple Popper.
Dreht sich diese doch auch um eine Ärztin, die sich ebenfalls um solche Auswüchse wie Dr. Guy kümmert. Das schräge daran, die Show soll tatsächlich real sein. Die Geschichte von „Cyst“ selbst ist recht schnell erzählt: Geistig umnachteter Arzt entwickelt Maschine, um Patienten von ihren Hautleiden zu erlösen. Die große Demonstration geht erwartungsgemäß schief. Anstatt eines geplatzten Hautekzems, erschafft der Doktor eine mutierte Riesen-Zyste. Klar, dass diese jeden verschlingt, der sich ihr in den Weg stellt.

Was recht cheesy klingt, hat mich dennoch überraschend gut unterhalten. Besonders herrlich fand ich die ganzen Anspielungen auf die allseits bekannten Genre-Vertreter. Ebenso gelungen war dieses überdrehte, an Overacting grenzende Schauspiel. Dabei stellten die Darsteller, ihre Figuren so herrlich ernst dar, dass ich mir vorkam wie in den alten Streifen. Besonders George Hardy überzeugte als durchgeknallter Hautarzt auf ganzer Linie. Wobei Eva Habermann nicht minder gut dagegen hielt.
Gerade in dieser Rolle hätte sie Mila Jovovich aus Resident Evil locker die Stirn geboten. Natürlich dürfen bei solch einem Streifen die widerlichen Szenen nicht fehlen und so spritzt Eiter und Blut literweise durch den Film. Dies aber erst in der zweiten Halbzeit, nimmt sich der Film doch eine gewisse Zeit, bevor er zur Sache kommt. Dann aber sieht man das Monstrum in Aktion, wobei dieses nicht gerade zimperlich mit seinen Opfern umgeht.

So wackelt die Riesenzyste, wie ein überdimensionaler Oktopus durch Dr. Guys Praxis Räume und sucht nach frischem Futter. Ebenfalls herrlich fand ich die ganzen Klischees, wie man sie von damals kennt. So gibt es eine Person, welche versucht mit Verständnis und Zuneigung, die Bestie in Zaum zu halten. Den Ausgang dieser christlichen Aktion kann man sich denken.
Auch die Liebesbezeugung, natürlich im ungünstigsten Moment überhaupt, darf nicht fehlen. Selbst wenn sich dies jetzt recht lustig und harmlos liest und mich dies Gemetzel köstlich unterhielt, möchte ich nicht verschweigen, dass Menschen mit schwachen Magen, diese Eiter/Blut/metzel Orgie eventuell nicht so gut vertragen könnten. Trotz all der herrlich durchgeknallten Szenen, geht es dennoch teils derb zur Sache.
Fazit:
Obwohl mich „Cyst“ tatsächlich positiv überraschte, ist es jetzt nicht der neue Stern am B-Movie Himmel. Dennoch kann er in der oberen Liga mitspielen und muss sich vor wesentlich größeren Produktionen nicht verstecken. So werden Genrefans über etliche Anspielungen stolpern und gerade in der Verwandlungsszene an John Carpenters „Das Ding aus einer anderen Welt“ denken müssen.
Bei den Trickaufnahmen haben sich die Macher richtig angestrengt. Einzig dieses Riesenauge mit Ziegenpupillen Optik, wirkte auf mich nicht ganz so gelungen, erinnerte mich dies doch eher an eine mit Farben verschmierte Leuchtkugel. So würde es mich nicht wundern, wenn auch „Cyst“ seine Fangemeinde findet. Gab es im Lauf der Jahrzehnte etliche B-Movie wie Trash-Titel, die zu wahren Filmperlen wurden. Gehörte einst auch Terminator 1 zu diesen unterschätzten Werken.
Ob „Cyst“ ebenfalls solch einen Status erreicht, entscheiden wie immer die Zuschauer. Gute Voraussetzungen bietet dieser Titel allemal. Hat dieser doch einiges richtig gemacht, um dem Genre gerecht zu werden. Die Effekte passen, das Schauspiel und die Dialoge ebenfalls.Überrascht hat mich wiederum die musikalische Untermalung, sprich der Score. Dieser hätte stimmiger nicht ausfallen können und so würde dieser auch einer wesentlich größeren Produktion gut zu Gesicht stehen.
Ein Manko dieser Filme ist zumeist die Synchronisation, fällt diese doch oft recht billig aus. Aber auch hier hat mich die Fantomfilm GmbH überrascht. Machte ich mich schon in den ersten Minuten auf das Schlimmste gefasst, trat jedoch das Gegenteil ein. Bis auf ein, zwei Sprecher, waren hier tatsächlich Könner am Werk. So hört man tatsächlich auch den ein oder anderen bekannten Sprecher aus Film und Fernsehen.
Hier erkannte ich gleich den Synchronsprecher von Monks Nachbar Kevin Dorfman, aus der gleichnamigen Serie Monk. Dieser müsste von Sven Plate gesprochen worden sein, um den Sprecher beim Namen zu nennen. Dieser dürfte, wenn ich mich nicht irre, schon Bugs Bunny und aicj Wesley Crusher aus Star Trek – The Next Generation gesprochen haben.
Lange Rede kurzer Sinn: „Cyst“ hat mich positiv überrascht. Ein Film, der mit viel Splatter, Filmblut und anderen widerlichen Körperflüssigkeiten als Trash-Horror-Perle seinem Genre alle Ehre macht. So bin ich der Meinung, dass Freunde dieser Unterhaltungskunst auf ihre Kosten kommen sollten.
Trotz der FSK Freigabe ab 18 Jahren und einigen recht unappetitlichen Szenen, sehe ich diesen Titel auch als gelungene Hommage an die vergangenen Klassiker. Abschließend bleibt mir nur sagen, dass ich gespannt bin, was die Fantomfilm GmbH als nächstes auf die Menschheit los lässt.
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