Brücke nach Terabithia: wenn Fantasie sichtbar wird!
Basierend auf dem 1977 erschienenen Kinderbuch „Brücke nach Terabithia“ von Katherine Paterson, folgte 2007 endlich eine Verfilmung ihres Werks. Katherine Patersons Buch widmet sich der Geschichte des elfjährigen Jess, einem Außenseiter.
Laut Katherine basiert die Erzählung zu Teilen auf den Kindheitserlebnissen des eigenen Sohnes David. So war er es auch, der das Drehbuch verfasste und den Film produzierte. Außenseiter-Storys gibt es bereits viele, macht diese etwas anders, als die Anderen? Wie mir die Verfilmung gefallen hat, erfahrt Ihr wie immer in den nachfolgenden Zeilen.
Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt!
Das Schicksal meint es nicht gut mit der Familie Aaron, überall werden sie von Geldsorgen geplagt und selbst drei Jobs pro Elternteil scheinen nicht zu reichen, um über die Runden zu kommen. So hat es der elfjährige Jess nicht leicht mit seinen vier Schwestern. Schlimmer noch, er muss die abgetragenen, pinkfarbenen Sneaker seiner Schwester auftragen, da für neue schlicht das Geld fehlt. Für einen Jungen könnte die Situation peinlicher nicht sein.
Sein Außenseiter Image in der Schule, wird diese Tatsache ebenfalls nicht verbessern. Sein einziger Joker, er ist der schnellste Läufer seiner Klasse, bzw. war es. Die neue Leslie Burke, die gerade in seiner Klasse kam, ist wesentlich flinker als er und somit erntet er Spott anstatt der erhofften Anerkennung.
Nicht die besten Voraussetzungen für eine Freundschaft. Obwohl Jess sich mit der „Neuen“ überhaupt nicht versteht, schafft es Leslie, sich mit ihm anzufreunden. Leslies unglaubliche Gabe der Fantasie und Vorstellungskraft nimmt Jess immer mehr gefangen. Bald schon betrachtet er die Welt aus der gleichen Sicht wie Leslie.
So erschaffen die beiden eine fantasievolle Welt, ein Königreich voller magischer Kreaturen, Trollen und Riesen. Ein Seil, das über einem Fluss baumelt, ist der Eintritt in ihr eigenes geschaffenes Reich, auf der anderen Seite des Flussufers. Dennoch holt die beiden die Realität immer wieder ein, um genau zu sein, holt sie Jess ein. Die finanziellen Sorgen lassen keinen Platz für ihn als Kind.
So bleibt er allein mit seinem Hobby der Malerei, seinen Nöten, Gedanken und nicht zuletzt die erste aufkeimende Schwärmerei für seine Musik und Kunstlehrerin. Umso erfreuter ist Jess, dass seine Lehrerin seine kreative Ader erkennt und ihn auf einen Ausflug in ein Museum mitnimmt. Doch es gibt einen Haken, für diesen Ausflug muss er seine Verabredung mit Leslie platzen lassen.
Die Entscheidung fällt nur kurz schwer, erstens kann er mit seiner Lehrerin zusammen sein und zweitens scheint sie sein Talent erkannt zu haben. Neben Leslie die einzige Person mit der er darüber reden kann. Erstmals wird er von einem Erwachsenen ernst genommen. Doch das Schicksal ist Jess nicht gewogen und so wird seine Entscheidung für den Ausflug, für ihn zu einem folgenschweren Fehler mit grausamen Ausgang.
Tiefe Einblicke
„Brücke nach Terabithia“ folgt dem gängigen Genre des Coming of Age, zu Deutsch es geht um das Erwachsenwerden. Im Gegensatz zu den üblichen Verdächtigen visualisiert der Film hier die Fantasie der beiden Kinder Jess und Leslie. Gerade in schwierigen Zeiten, wenn die Eltern nicht mehr ein und aus wissen, bleibt der Nachwuchs des Öfteren auf der Strecke. So ist es nicht unüblich, dass sie sich in ihre eigene Welt zurückziehen.
Mit „Brücke nach Terabithia“ schenkt uns die Autorin einen Blick durch die Augen dieser Kinder. Zugegeben der Trailer und er Anfang des Films, führte mich erst in die Irre. Dann kam die Erkenntnis das es sich nicht um einen Fantasy Streifen handelt, sondern um die kindliche Fantasie selbst.
Dabei wird der Film immer wieder durch die harte Realität unterbrochen und holt die Kinder, sowie den Zuschauer ruckartig auf den Boden der Tatsachen zurück. Besonders gut hat mir gefallen, dass die Probleme von Jung und Alt auf einem nachvollziehbaren Level erzählt werden. Wer war in der Schule nicht mal der Außenseiter oder hatte als erwachsener existenzielle Sorgen.
So erträumen sich nicht nur Kinder immer wieder mal eine eigene, schönere Welt. Noch besser ist es, wenn man diese mit einem anderen teilen kann. Perfekt wird’s, wenn man auf derselben Wellenlinie liegt. Darin besteht der Kern der Geschichte, zwei Außenseiter, eine Freundschaft und blindes Vertrauen.
Klingt nach einem Happy End, nicht wahr? Doch stattdessen schlägt das Schicksal erbarmungslos zu. Auf der einen Seite fand ich diesen Twist recht herb, auf der anderen spielt es das leider auch Leben wieder. Der Film ist eine Achterbahnfahrt der Emotionen, von Nöten und Sorgen, über Freundschaft bis hin zu Trauer. Er zeigt das man schlechte Zeiten auch gemeinsam meistern kann.
Womit man sich öffnen und vertrauen fassen muss. Verluste gehören zum Leben und sich in eine andere Welt zu flüchten, hilft niemandem. Letztlich ist es so, trotz aller Widrigkeiten, muss man die Erinnerungen an die schönen Momente bewahren, darf sich darin aber nicht verlieren. Hier zeigt der Film, wie wichtig es ist, als Familie da zu sein, wenn sich einem der Boden unter den Füßen auftut und der Fall endlos scheint.
Fazit:
Brücke nach Terabithia: Katherine Patersons Buch, gehört nicht umsonst zu den meistgelesenen Kinderbüchern. Ist diese Geschichte noch so voller kindlicher Fantasie, ist sie doch ebenso erwachsen. Der Film macht keinen Hehl daraus, dass die Welt nicht immer bunt und lustig ist. Er zeigt aber wie man mit ein bisschen Vertrauen, die trübe Realität schön gestalten kann.
Der herbe Einschnitt, den der Zuschauer im letzten Drittel hinzunehmen hat, kam für mich ebenfalls völlig unerwartet. Mit solch einer Wendung hätte ich nicht gerechnet. Und so wurde aus einem Kinderfilm, ein erwachsenes Drama.Dennoch schafft man den Spagat und lässt diesen nicht in Trostlosigkeit abdriften. So zeigt er wie aus etwas Schlimmen, etwas Neues und ebenfalls Schönes entstehen kann. Von meiner Seite gibts eine definitive Sichtungsempfehlung.
Trotzdem sollten Eltern diesen mit ihren Kindern zusammen ansehen. Auch wenn der Trailer einen Fantasiefilm im Stile der „Chroniken von Narnia“ vorgaukelt, ist er das nicht. So besteht die Gefahr, dass besonders kleinere Kinder Verständnisprobleme haben dürften. Somit bitte nicht von der Freigabe ab 0 Jahren täuschen lassen.
Wer es märchenhafter mag, kann auch zur „Die Märchenbraut“ greifen. Zwar nicht ganz so erwachsen, dafür etwas harmloser.
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