BAD HAIR (2021) – REVIEW
„Bad Hair – Waschen, Schneiden, töten“ wenn die Frau die Haare nicht schön hat, ist das Geschrei groß und die Haare selbst können bei sowas ziemlich mörderisch reagieren!

Regisseur Justin Simien, der zugleich das Drehbuch verfasste, zeigt uns mit „Bad Hair“ seine Vision einer haarigen Gruselgeschichte. Dabei ist es kein Geheimnis, wenn die Haare einer Frau nicht sitzen, fühlt sich diese einfach nicht wohl. Bei unserer Hauptfigur ist das nicht anders, obwohl es einen gewaltigen Unterschied gibt. Ein Trauma aus ihrer Kindheit hat ihre Kopfhaut verätzt, weshalb sie niemanden an ihre Haare lässt. Diese krause Frisur ist es, die ihre Karrierechancen minimiert. Ein Besuch bei einem Luxusfriseur soll das Problem lösen, doch damit fangen die Probleme erst an.
Waschen, schneiden, föhnen und die Inhaltsangabe bitte.
Im Jahr 1989 versucht die junge Afroamerikanerin Anna mitten in Los Angeles ihren Traum wahr zu machen. Sie möchte unbedingt eine VJane werden. Ihr Ehrgeiz brachte sie bis zu dem Posten der Assistentin, unter der Gründerin und Chefin Edna des Senders Culture. Doch weiter ließ sie Edna nie kommen. Jetzt zeichnet sich eine Trendwende ab und die Themen R’n’B, Rap, HipHop spalten die Zuschauer. MTV hat es vorgemacht und Culture muss nachziehen, um sein Publikum zu vergrößern. Dies soll unter einem neuen Besitzer sowie einer neuen Leitung geschehen.
So wird die Karrierefrau Zora, Annas neue Chefin. Zora ist zwar gewillt, sich Annas Ideen anzuhören, gibt ihr aber deutlich zu verstehen, dass sie mit ihrem jetzigen Look nicht weiterkommen wird. Für eine Frau eigentlich kein Thema, doch Anna hat Probleme, was ihr Haar betrifft. Als Kind verätzte ihre Schwester bei einem Haarfärbeversuch ihre Kopfhaut, seitdem ist sie dort überempfindlich und lässt niemanden mehr an ihre Haare ran. Doch wie sagt man: wer schön sein will, muss leiden. So besucht Anna trotz ihrer Angst und obendrein mit Geldsorgen, den angesagtesten Hairstylist der Stadt, denn hier werden wahre Wunder versprochen.

So kommt es, wie es kommen muss, bei der Haarbehandlung, bei der man Anna neues Haar aus Indien einwebt, wird sie vor Schmerzen ohnmächtig. Dieses Martyrium soll sich letztlich gelohnt haben und Anna erwacht mit einer prachtvollen Mähne voll seidig glänzendem Haar. Dies bedarf einer ganz besonderen Pflege, kein Wasser nur ein Haaröl darf diesem nahe kommen. Der Karriere scheint nichts mehr im Wege zu stehen. Dennoch wird Anna seit der Haarbehandlung von Albträumen geplagt. Und ein tödlicher Zwischenfall mit ihrem Vermieter zeigt, dass Annas Haarpracht eine eigene Art hat, sich zu pflegen. Oder steckt hier etwas anderes dahinter?
Mit was haben wir es hier nun zu tun.
Regisseur und Drehbuchautor Justin Simien hat hier eine nicht uninteressante Idee verfolgt, die von vielen Einflüssen geprägt wird. Ohne zu spoilern, steckt hinter dem „Bad Hair“ Haaransatz natürlich mehr, als nur Haar mit Eigenleben. Dies führt Simien für den Zuschauer auf alte Legenden zurück. Die Warnung das Haar nicht zu waschen lässt den Filmnerd sogleich an Gremlins denken. Hier war der Besitzer ebenfalls nicht gut beraten seinen Mogwai, Wasser auszusetzen. Auch die Träume, die die Hauptfigur durchlebt, lassen dem erfahrenen Zuschauer den Klassiker „Die Körperfresser“ in den Sinn kommen. Dazu gibt es weitere Anleihen an Filme, bei denen Körperteile, den Geist vernebeln und dann Unfug treiben.

Diesen Mix setzt Simien inmitten der 80er Jahre, um genau zu sein in das Jahr 1989. Damals als die Black Music ihre Höhepunkte fand und sich seitdem über alle Grenzen hinaus verbreitete. Ein Jahrzehnt, in dem sich viele Frauen wünschten, als VJane arbeiten zu können. So werden Style und Optik zum Kernthema für die Hauptfigur. Kurzum, Anna kann sich in ihrem Job noch so abstrampeln, ohne den gewollten Look wird sie ganz sicher nicht weiterkommen. Besonders in dieser Style besessenen Zeit, siehe u.a. „MTV“ und „Miami Vice“. Damit bringt Simien in seinen grusle eine gehörige Portion Gesellschaftskritik unter.

Das Schauspiel der Hauptdarstellerin Ella Lorraine ist ohne Fehl und Tadel, man leidet förmlich mit, als sie ihre neuen Haare eingeflochten bekommt. Schock- und Horrormomente setzt Simien bis zum Finale recht gezielt und überschaubar ein. Womit er den Zuschauer gekonnt bei der Stange hält. Dennoch ist der Film nicht allzu blutig ausgefallen. Hier konzentrierte man sich mehr auf die Optik und lässt das Unheil von den Protagonisten und ihrem Schauspiel ausgehen, allen voran Vanessa Williams als Zora. Trotzdem stolpert der Film hin und wieder über ein paar unnötige Szenen und Dialoge. Und obwohl die meisten Effect-Shots gelungen aussehen, gibt es die ein oder andere CGI Aufnahmen, die sich leider selbst verraten.
Machen wir die Haare schön und kommen zum Fazit:
Justin Simien hat mit „Bad Hair – Waschen, Schneiden, töten“ einen soliden Gruselfilm abgelegt. Ich betone hier bewusst Grusel, da ich der Meinung bin, dass es für einen Horrorfilm zu wenig Horror war. Von einem Horrorshocker ganz zu schweigen. Hört sich blöd an, ist aber so, es floss für diese Art Filme eindeutig zu wenig Blut. Der geneigte Filmfan wird einige Ähnlichkeiten mit Genre Vertretern feststellen. Zwei habe ich ja bereits genannt. Dazu lässt es sich Simien nicht nehmen, einen Seitenhieb auf die damalige / heutige Gesellschaft abzufeuern. Die Idee von mörderischen Haaren, sowie die Umsetzung ist meiner Meinung nach gelungen ausgefallen. Gen Schluss löst Simien das Mysterium auf, lässt es sich aber nicht nehmen einen Cliffhanger einzubauen. Lange Rede, kurzer Sinn, für wen eignet sich „Bad Hair“? Ich würde sagen für alle die auf mysteriöse Gruselgeschichten stehen und „Horror light“ mögen. Wer hier ein Schlachtfest erwartet ist hier eindeutig falsch beraten. Der Härte und Gewaltgrad ist nicht auf Niveau ähnlicher Titel. Mir hat der Streifen recht gut gefallen und ich ziehe sogar eine Zweitsichtung in Betracht.
Info: „Bad Hair – Waschen, Schneiden, töten“ ist ab dem 26. Juni 2021 auf DVD und Blu-Ray erhältlich!
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