APOCALYPSE NOW (1979): Final Cut – UHD – REVIEW
Apocalypse Now Final Cut: Martin Sheen in die Kriegshölle!

Apocalypse Now (1979): Francis Ford Coppolas („Der Pate„) mehrfach ausgezeichneter Antikriegsfilm, frei interpretiert nach Joseph Conrads Erzählungen namens „Heart of Darkness (Herz der Finsternis), durchlief seit seiner Entstehung immer wieder verschiedener Überarbeitungen. Angefangen von der „Work in Progress“ Fassung, über die alte Kinofassung, der „Redux“ Version, bis hin zum aktuellen „Final Cut“.
Ob dies der Letzte bleiben wird, steht zur Lebenszeit Coppolas, immer noch in den Sternen. Für das damalige Kino-Publikum, entfernte man eventuell verstörende Szenen aus der Kinofassung. Diese durften in der Redux Fassung, aus dem Jahr 2001 wieder in den Film einziehen. In einem Interview mit Deadline, äußerte sich Coppola dennoch negativ zu dieser Version. Er selbst war der Meinung, es mit den Szenen etwas übertrieben zu haben. So folgte 2019 die vorläufig letzte Version, der Final Cut und diesen werde ich hier in meinem Review etwas näher beleuchten. Wer mehr wissen möchte, wird wie immer in den nachfolgenden Zeilen fündig.
Apocalypse Now: Tief im „Herz der Finsternis“
Wir schreiben das Jahr 1969. Der Vietnamkrieg ist am Toben und inmitten dieses Kriegsgeschehens erhält Captain Benjamin L. Williard, einen unerwarteten Auftrag. Er wurde ausgesucht, um Colonel Walter E. Kurtz ausfindig zu machen und zu töten. Nicht nur das Kurtz direkte Befehle verweigerte, er wandte sich ganz offen von seinen Vorgesetzten und seinem Land ab. Schlimmer noch, er gründete inmitten Kambodschas ein eigenes autoritäres Reich.

Bestehend aus desertierten amerikanischen Soldaten, was dem Landesverrat gleichkommt. Keine gute Publicity für die USA, ein Colonel der sich offen gegen alles stellt, was die amerikanische Kriegsführung ausmacht. So macht sich Captain Willard als geradliniger Befehlsempfänger auf, um den Abtrünnigen aufzuspüren. Zusammen mit ein paar Männern und einem Patrouillenboot, beginnt Willard seine Suche nach Kurtz mitten in der Hölle des Kriegs.
Diese Jagd entwickelt sich zu einem puren Höllentrip, der den Männern und vor allen Dingen Willard das absurde Treiben eines sinnlosen und irrsinnigen Krieges gar grausam vor Augen führt. Dieser Weg verlangt ihnen alles ab und die Schrecken dieser Kriegsführung, brennen sich Ihnen unausweichlich in die Köpfe. Konfrontiert mit diesen Erkenntnissen, beginnt auch Willard an diesem Krieg und vor allen Dingen an seinem Auftrag zu zweifeln.
Dennoch treibt ihn seine Ausbildung zu einem „guten“ Soldaten voran und er kann Kurtz aufspüren. Was er jedoch letztlich findet, ist kein armer Irrer, sondern ein Mann, der von diesem wahnsinnigen Krieg gänzlich zerbrochen wurde. So ist Willard voller Selbstzweifel, wie soll er einen Mann töten, der schon längst vom Krieg getötet wurde? Wie kann er diesen Befehl, diese Tat vor sich rechtfertigen?
Dem Wahnsinn über die Schulter geschaut
Das erste was wohl einem in den Sinn kommt, wenn man den Titel „Apocalypse Now“ liest, dürfte wohl Richard Wagners Orchesterspiel „Der Ritt der Walküren“ sein. Dazu gesellt sich dann als zweites, Robert Duvalls folgendes Zitat „Ich liebe den Geruch von Napalm am Morgen“. Denn wie heißt es so schön, wenn es Zitate, Szenen und Musikstücke als Erwähnungen in andere Filme geschafft habenn, dann genießt das Originalwerk Kultstatus.
Dabei sind es nicht nur diese zwei angesprochenen Punkte. In „Apocalypse Now“ reiht sich eine großartige Szene an die nächste, dies betrifft ebenso die Dialoge. Man kann sogar sagen, wer diesen Film einmal gesehen hat, der hat sich demjenigen auch ins Gehirn gebrannt. Dabei stand die Entstehung unter keinem guten Stern, zahlreiche Probleme begleiteten die Produktion.
Angefangen mit etlichen Verschiebungen, Tropenstürmen die wieder und wieder die Filmsets zerstörten. Die Gewichtszunahme Marlon Brandos („Der Pate„) (weshalb dieser so gut wie nie in einer totalen gezeigt wird) und zuletzt ein Herzinfarkt, den Hauptdarsteller Martin Sheen („Gandhi„), während der Dreharbeiten erlitten hat. In Hollywood sprach man bereits von einem Scheitern und doch gelang es Coppola den Film fertigzustellen.

Neben „Full Metal Jacket“ und weiteren Antikriegsfilmen dürfte „Apocalypse Now“ der wohl Eindringlichste sein. Dieser zeigt völlig unverblümt die Schrecken und den abgrundtiefen Wahnsinn des Krieges. Noch irrsinniger fällt dabei die Aufgabe aus, die man der Hauptfigur, Captain Benjamin L. Williard erteilt. So schickt man diesen los, einen abtrünnigen Colonel aufzuspüren um diesen zu liquidieren.
Einen Mann der die Wirren des Krieges nicht mehr ertrug und sich sein eigenes Reich mit anderen gebrochenen desertierten schuf. Wir begleiten Martin Sheen („Gandhi (1982)„) als Captain Willard auf seiner Suche nach Colonel Kurtz, gespielt von Marlon Brando. Auf diesem Weg erreicht Willard mehrere Stationen des Krieges und wird mit allerlei abstrakten und skurrilen Szenen sowie Bildern konfrontiert. Das was Willard erlebt, weckt langsam auch Zweifel bei ihm. Der Zuschauer folgt dabei nicht nur den Bildern, sondern auch Willards Gedanken.
Selbst wenn man als Zuschauer der Meinung sei, den Irrsinn des Krieges zu kennen, wird einem erst bei der Sichtung des Filmes bewusst, welcher Wahnsinn damals getobt haben muss. So kann man nach Ende des Films verstehen warum dieser alle möglichen Preise einheimste. Darunter die goldene Palme, zwei Oscars und drei Golden Globe Awards, von den zahlreichen Nominierungen ganz zu schweigen.

Daher ist es auch nicht verwunderlich warum dieser zu den einflussreichsten Filmen des 20. Jahrhunderts zählt. Hierbei sollte nicht unerwähnt bleiben, dass sein Status auch für das 21. Jahrhundert gelten sollte. Denn so Zivilisiert wir heute sein wollen, so toben dennoch grausame Kriege auf diesem Planeten. Daher kommt es nicht von ungefähr das ich der Meinung bin, dass dieser Film als Lehrmaterial an Schulen gezeigt werden sollte.
Francis Ford Coppolas Darstellung Captain Willards und dessen Suche, wird durch unglaublich einprägsame und erschreckende Bilder untermalt. So sind wir als Zuschauer in Kriegsgebieten, auf Patrouillenbooten, im Dschungel, bei Alkohol- und Drogenexzessen dabei, bis Willard Colonel Kurtz aufspürt. Nach dieser Achterbahnfahrt, trifft nicht nur den Hauptdarsteller die Erkenntnis, man verzeihe mir die Phrase „im falschen Film zu sein“.
Um diese zu erlangen, musste der Krieg erst Colonel Kurtz zerbrechen. So verspürt nicht nur Captain Willard, sondern auch der Zuschauer Mitleid mit Kurtz und man ist versucht sich ihm anzuschließen. Doch dieser Mann ist schon viel zu kaputt, weshalb dieser nur noch die Gnade des Todes sucht.
Auch bei der Besetzung setzte Francis Ford Coppola auf das Who des Who Hollywoods. So sind neben Marlon Brando und Martin Sheen in weiteren Rollen zu sehen: Robert Duvall („Der Pate„), Laurence Fishburne („John Wick“), Harrison Ford („Indiana Jones„), Dennis Hopper („Easy Rider“), Scott Glenn („Wenn er in die Hölle will, lass ihn gehen“) und vielen mehr.
Lassen wir die Waffen ruhen und kommen zum Fazit
Nicht umsonst gilt Coppolas Werk als der Antikriegsfilm schlechthin. Francis Ford Coppola zeigt dem Zuschauer in „Apocalypse Now“ Bilder, die sich tief ins Gedächtnis eingraben. Man kann sagen, er prügelt uns die Erkenntnis über die Wirren des Krieges geradezu ein. Dabei ist es nicht nur Captain Willards Weg durch die Kriegshölle, es ist auch das Zusammentreffen mit Colonel Kurtz. Ein Mann den der Krieg zerbrochen hat, ein Mann der nicht mehr weiterleben kann.
So wird skurriler Weise aus einem Tötungsauftrag, ein Akt der Gnade. Und diese Erkenntnis ist es, die den Zuschauer so richtig tief trifft. Daher braucht man sich auch nicht wundern, dass das gesehene einen noch Tage später verfolgt. Sieht man derweil noch Nachrichten, die heutiges Kriegsgeschehen zeigen, müsste man vor lauter Kopf schütteln ein Schädel-Hirn-Trauma erleiden.
„Apocalypse Now“ ist einer der Filme, der zu einem Pflichtprogramm an Schulen erklärt werden sollte. Wobei das gezeigte nichts für schwache Nerven, aber dafür umso eindringlicher ist. Somit geht meine Sichtungsempfehlung an alle, die das entsprechende Alter haben diesen Film zu verstehen und die Szenen auch zu verdauen. Ein Pflichttitel für jede Sammlung und darüber hinaus.
Bezüglich der zu empfehlenden Version, würde ich zu dem hier besprochen Final Cut raten. Die Kinofassung ist etwas zu kurz und zu wenig eindringlich geraten. Die Redux Fassung könnte von manchen als verstörend wahrgenommen werden. Mit dem Final Cut wiederum, hat Coppola eine wirklich gute Zwischenlösung gefunden, die nichts an ihrer Eindringlichkeit verloren hat.
Bilder & Trailer © Studiocanal – alle Rechte vorbehalten.