Anatomie 1 & 2 Mediabook: Review

Anatomie 1 & 2: lassen das Blut in den Adern gefrieren!

Anatomie Mediabook: Das Mediabook der beiden Anatomie Teile von Drehbuchautor und Regisseurs Stefan Ruzowitzky, bringt uns eine unheimliche Horrorvision in unsere Wohnzimmer. In diesem spielt er mit der Angst aller Patienten. Sprich: Was bei einem Krankenhausaufenthalt unter Narkose so passieren kann. Albträume hatte deswegen wohl schon ein jeder.
Dabei lässt Ruzowitzky diese nicht nur visuell auferstehen, sondern geht noch einige gruselige Schritte weiter. Ein Aufwachen während einer OP ist in diesem Fall noch die harmloseste Variante. Ob die beiden deutschen Horrorfilme in der Lage sind, mir auch rund 20 Jahre später einen Schauer über den Rücken zu jagen, und wie das Mediabook ausgefallen ist, erfahrt Ihr wie immer in den nachfolgenden Zeilen.
Anatomie 1:
Die Medizin Studentin Paula plant während des Sommers einen Anatomiekurs. Diesen möchte sie bei dem renommierten Professor Grombek zu belegen. Ihren Ehrgeiz hat sie dabei nicht gestohlen. Versucht sie doch mit dieser Teilnahme, ihrem Großvater nachzueifern. Ihre Anreise nach Heidelberg verläuft schon recht turbulent. Bricht doch während der Zugfahrt einer der Reisenden mit einem Herzinfarkt zusammen. Diesen kann Paula gerade noch so retten. Zusammen mit einer eher weniger ehrgeizigen Studentin namens Gretchen, die sie im Zug kennen lernte, beginnt Sie ihren Kurs. Gretchens Hauptaugenmerk liegt dabei mehr auf Party, anstatt auf Lernzielen. In ihrer ersten Stunde bei Professor Grombek traut Paula ihren Augen nicht, der von ihr gerettete junge Mann aus dem Zug, liegt fertig zum Sezieren vor ihr.

Voller Unverständnis beginnt sie dennoch mit der Obduktion. Dabei fällt ihr auf, dass das Blut des Toten merkwürdig dickflüssig ist. Sie nimmt unbemerkt eine Probe und bittet einen befreundeten Laboranten, diese zu analysieren. Das Ergebnis ist überaus schockierend, der junge Mann hatte eine Chemikalie im Körper, die man eigentlich zur Tierpräparation verwendet. Diese soll dem Körper die Flüssigkeit entziehen. Paula versteht die Welt nicht mehr und beginnt nachzuforschen.
Als sie nochmals die Leiche des jungen Mannes untersucht, findet sie ein merkwürdiges Branding, dreimal der Buchstabe A. Es stellt sich heraus, das AAA für eine alte Geheimloge von Ärzten steht, die Anti-Hippokraten. Ein Geheimbund, welcher sich gegen den hippokratischen Eid und die Forschung über die Erhaltung des Lebens stellt. Noch ahnt Paula nicht, wer alles in diese unglaubliche Sache verstrickt ist, doch ihr Tun bleibt nicht unbemerkt und ihre Neugier könnte tödliche Folgen haben.
Anatomie 2:
Dramatische Szenen ereignen sich bei einem Empfang des Professors Müller-LaRousse. Einer seiner Studenten namens Benny massakriert sich vor den Augen der Gäste. Szenenwechsel: Tags darauf tritt der junge Jo Praktikant der Neurochirurgie sein Praktikum an Professor LaRousse Klinik in Berlin. Sein Ziel, in die Forschungsgruppe des berühmten Professors zu kommen. Dieser beschäftigt sich mit dem Problem der Muskeldystrophie. An dieser starb bereits Jos Vater und auch sein Bruder ist bereits daran erkrankt. Doch so sehr sich Jo bemüht, er findet keinerlei Anklang.
Bis eines Nachts seine Stunde schlägt und er einem kleinen Mädchen im OP das Leben retten kann. Dies jedoch ohne offizielle Befugnisse, worauf ihn Klinikleiter Müller-LaRousse in sein Büro zitiert. Doch anstatt der erwarteten Rüge, äußert sich Müller-LaRousse sehr wohlwollend, teils sogar begeistert. Er ist der Meinung, hielte man sich streng an Vorschriften, gebe es keinen Fortschritt, Regeln seien nur etwas für schwache Geister.

Diese Tat ist die Eintrittskarte für Jo, in die Forschungsgruppe des Professors. Alle hier, arbeiten an einem geheimen Projekt, welches sich mit künstlichen Muskeln befasst. Diese Technik könnte Kranke nicht nur wieder gehen lassen. Es würde ihre normalen Fähigkeiten auf übermenschliches Niveau anwachsen lassen. Mit dem Blick auf das Schicksal seines Bruders ist Jo Feuer und Flamme. Sein Enthusiasmus kennt keine Grenzen, weshalb er sich selbst als Versuchskaninchen anbietet. Trotz Warnung eines Kommilitonen tritt Jo auch dem Geheimbund der Antihippokraten bei.
Kurz darauf wird der Kommilitone tot aufgefunden, was die Polizei aufhorchen lässt. Es ist nicht der erste mysteriöse Todesfall, der sich im Umfeld dieser Klinik ereignet. Dieser erneute Zwischenfall ruft derweil eine altbekannte Ermittlerin auf den Plan. Zu früheren Zeiten war diese ebenfalls Medizin Studentin und kam damals schon den Antihippokraten auf die Spur. Doch dieses Mal ahnt niemand, welche Pläne Professor Müller-LaRousse hier wirklich verfolgt.
Im OP-Saal gehts nicht geheuer zu
Vor rund 20 Jahren hielt ich mich für recht abgebrüht, was Horrorfilme und Slasher-Thriller betraf. Doch Regisseur Stefan Ruzowitzky ließ mich bei Anatomie Teil eins, mit einigen unerwarteten Szenen erneut erschaudern. Hierbei möchte ich eine bekannte Präparationsszene erwähnen. So zeigte uns der Regisseur und Drehbuchautor von Anatomie, dass auch deutsche Filmemache sehr gut mit dem Horrorgenre umzugehen wissen. Dabei nutzte Ruzowitzky reelle Ängste der Menschen schamlos aus.
Wer macht sich denn nicht so seine Gedanken, wenn er unters Messer muss. Ebenso wissen wir aus der Geschichte, dass es tatsächlich ungenehmigte Versuche an Menschen gab. Weiterhin ist auch der Gedanke eines medizinischen Geheimbundes, einer Geheimloge nicht von der Hand zu weisen. Wer weiß schon, was sich in manchen Kreisen wirklich abspielt. Diese Ängste kombiniert Ruzowitzky mit gängigen Genreelementen. Horror, Action, Thrill und natürlich ein bisschen Sex.

Im ersten Teil konzentriert sich der Regisseur noch mehr auf den medizinischen Teil, sprich Versuche am lebenden Objekt und der Möglichkeit Kranke am lebendigen Leib zu sezieren. Hier erhält man ziemlich detaillierte Einblicke in den menschlichen Körper. Dabei bezieht er sich auf die Versuche an Kriegsgefangenen im Zweiten Weltkrieg. Im zweiten Teil greift er wieder das Thema aus dem Zweiten Weltkrieg auf. Nur hier forciert er das Tun des wahnsinnigen Professors, welcher faschistische Züge aufweist und ein Heer aus Supermenschen erschaffen will. Wie einst der kleine irre Österreicher.

Ruzowitzky nimmt sich dabei seinen ersten Teil als Vorbild und erweiterte diesen. Allgemein drehte der Regisseur an verschiedenen Stellschrauben, der Slasher-Horror rückt etwas in den Hintergrund, dafür gibt es mehr Action und Tempo. Und auch einige übertriebenere Szenen mehr haben es in den Film geschafft. Hier sei der herausspringende künstliche Muskel gemeint. Dennoch schaffte der Regisseur eine gut dosierte Fortsetzung. Dazu baute er eine bekannte Figur ein, welche eine plausible Überleitung zu dem Vorgänger herstellt. So ist Anatomie zwei, wesentlich mehr als nur eine Kopie des ersten Teils. Wie aber schon Teil eins, besitzt auch dieser ein offenes Ende. Nach rund 18 Jahren kann man aber wohl davon ausgehen, dass es nicht mehr zu einem dritten Teil kommen wird.

Auch bei der Besetzung fuhr Stefan Ruzowitzky ettliche bekannte Namen auf. Angefangen von Franka Potente und Benno Fürmann, die beide bereits auf der internationalen Bühne ihr Können unter Beweis stellten. Diese werden durch allseits bekannte Darsteller aus der deutschen Krimilandschaft begleitet. Hier wären Rüdiger Vogler, Anna Loos, Sebastian Blomberg und Arndt Schwering-Sohnrey zu nennen.
Und selbst die damals überaus bekannte Rapperin Sabrina Setlur erhielt hier einen Gastauftritt. Für die Fortsetzung ließ sich der Regisseur wieder nicht lumpen und so gab sich hier deutsche Schauspiel Elite, die Klinke in die Hand. Mit dabei sind unter anderem Herbert Knaup, Heike Makatsch, Wotan Wilke Möhring, Frank Giering, Felix Kramer, August Diehl und erneut Franka Potente am Start. Um es kurz zu machen, die Darsteller Riege liefert in beiden Filmen vollends ab.

Bonusmaterial:
Mit dieser Veröffentlichung liefert Justbridge ebenfalls ab und spendiert dem geneigten Sammler, ein wirklich schickes Mediabook. Das eingearbeitete Booklet von Autor Christoph N. Kellerbach, bietet etliche Zusatzinformationen zu beiden Filmen. Diese beziehen sich auf Dreharbeiten, Darsteller und einer ausführlichen Inhaltsbeschreibung. An Extras bekommt man bei Teil 1: entfallene Szenen, ein Making-of, ein Make-Up Special sowie ein Storyboard / Szenenvergleich geboten. Bei Teil zwei fällt das Bonusmaterial etwas spärlicher aus. Hier gibt es noch ein Making-of und Trailer. Kurz noch ein paar Worte zum Ton: Dieser liegt für beide Teile in DTS 5.1 vor und gewährleistet durchweg eine klare Dialogverständlichkeit.

Und das Bild?
Kommen wir zum Bild der beiden Blu-rays und fangen mit Teil eins an. Dieses ist recht scharf und detailreich ausgefallen. Manche Szenen wirken manchmal sogar zu scharf, was in manchen Szenen das Filmkorn mal mehr mal weniger in den Vordergrund treten lässt. Auch das bekannte Bildrauschen in dunklen Szenen, fällt so mehr auf. Positiv, man scheint auf Weichzeichner weitestgehend verzichtet zu haben. Farben und Kontraste sind kräftig, aber mehr im kühlen, sagen wir mal „klinischen“ Farbraum angesiedelt. Die Schwarzwerte sind okay und lassen in dunklen Szenen noch einige Details erkennen. Hier gibt es Veröffentlichungen, die das noch etwas besser können. Ebenso sind mir ein paar wenige Bildfehler wie Blitzer oder Dropouts aufgefallen.
Das Bild von Teil zwei ist ebenfalls richtig gut oder um genau zu sein, besser geworden. Die etwas überzeichnete Bildschärfe des Vorgängers, ist hier nicht mehr vorhanden, womit das Bild harmonischer wirkt. Farben, Farbraum und Kontraste, sind so weit gleich. Dafür ist der Schwarzwert besser und mir sind so gut wie keine Bildfehler aufgefallen. Allgemein würde ich sagen, dass das Bild der Fortsetzung einen ticken besser ausgefallen ist. Dennoch darf man, was die technischen Details betrifft mit beiden Veröffentlichungen zufrieden sein.
Fazit:
Wie anfangs schon erwähnt, zeigte Drehbuchautor und Regisseur Stefan Ruzowitzky, dass die deutschen Filmemacher sehr wohl in der Lage sind, das Horror-Slasher Genre zu bedienen, besonders wenn man sich den Vergleich mit einem aktuellen Vertreter wie „Slayed“ anschaut. Ganz zu schweigen von dem Horror-Platzhirsch „Scream“. Die Veröffentlichung in einer schicken Sonderedition als Double Feature war in meinen Augen hierbei eh schon längst überfällig. Das Mediabook gefällt sowohl von der Aufmachung wie auch seinem Inhalt.
Ebenso bietet das 20-seitige Booklet von Autor Christoph N. Kellerbach wieder einiges an Zusatzinfos. Die Blu-rays besitzen dazu noch ein paar Interviews und Featurettes, sowie weiteres Bonusmaterial. Bild und Ton sind ebenfalls sehr ordentlich ausgefallen und geben nicht viel Grund zur Klage. Wer die Filme noch nicht kennt, sollte diesen auf jeden Fall eine Chance geben. Mit „Anatomie 1 und 2“ beweist Regisseur Stefan Ruzowitzky, dass es eben nicht immer die Titel aus Übersee sein müssen. Besonders wenn die deutsche Schauspiel-Elite, die teils auch internationale Erfolge feierte, an solchen Werken mitwirkt.
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