ADDAMS FAMILY 2 (2021) – REVIEW
ADDAMS FAMILY 2: Noch im Vorgänger suchte Wednesday nach sich selbst, nun sucht sie nach ihrer wahren Herkunft. Denn die Frage, die da lautet: Ist sie wirklich eine Addams?

ADDAMS FAMILY 2: Bereits im Jahr 1938 veröffentlichte der Zeichner Charles Addams, den erste Cartoon der „Addams Family“ in der Zeitung „The New Yorker“. Nach einigen Jahren wurde auch das Fernsehen auf diese skurrile Familie aufmerksam und produzierte von 1964 bis 66 eine Real-TV-Serie. Es folgten ab den 70ern weitere Zeichentrickserien, Real-Serien, wie auch zwei Kinospielfilme. Mit Beginn des neuen Jahrtausends wurde es zunehmend ruhiger um die exzentrischen Addams.
Bis 2019 die MGM-Studios einen animierten Neuanfang starteten. Dieser konzentrierte sich wieder auf das Ursprungsdesign von Charles Addams Zeichnungen und erzählt neben ein paar Hintergründen der Familie, auch eine Coming-of-Age Geschichte von Wednesday. In „Addams Family 2“ ist Wednesday erneut das Hauptthema und es stellt sich die Frage, ob ihr Onkel Fester nach ihrer Geburt einen Bock geschossen hat. Hat dieser etwa die Babys auf der Babystation vertauscht und ist Wednesday überhaupt eine echte Addams? Ob mich der zweite Teil erneut überzeugen konnte, erfahrt Ihr natürlich wie immer in den nachfolgenden Zeilen.
Die Addams Family ist zurück
Nach den letzten Ereignissen haben sich die Addams in New Jersey recht gut eingelebt und auch Wednesday nimmt zwischenzeitlich am öffentlichen Leben teil. So wie an einer Wissenschaftsmesse. Ist sie sich dank ihres genialen Geistes doch siegessicher. Ein kleines DNA-Experiment mit Onkel Fester soll ihr den Sieg bringen. Doch diese Kleingeister erklären alle Teilnehmer zu Siegern, was für ein Tiefschlag. Einzig der Sponsor der Messe, der erfolgreiche Wissenschaftler Cyrus Strange, erkennt Wednesday Potential. Welches er nur zu gerne selbst nutzen würde. Auch Wednesdays Vater Gomez plagen sorgen. Fürchtet er doch, dass sich sein kleiner Wildfang von ihm entfremdet. Sein Plan: Ein Familienausflug zu all den furchtbaren Orten Amerikas soll die Familie wieder vereinen.

Derweil braut sich noch weiteres Unheil über der gar herrlich fürchterlichen Familie zusammen. Anwalt Wallace Shawn taucht im Namen einer anderen Familie auf und behauptet, Wednesday könnte nach der Geburt vertauscht worden sein. Etwas, was Gomez gar nicht hören will. Womit er den ganzen Clan gleich in das Familienwohnmobil packt und in den geplanten Roadtrip quer durch Amerika flüchtet. Ihnen auf den Fersen Anwalt Shawn. Aber auch Wednesday bekommt von der Vertauschungstheorie Wind. Könnte es sein, dass sie tatsächlich keine leibliche Addams ist? Die Wahrheit jedoch, ist noch wesentlich kurioser als es sich ein Addams hätte ausmalen können.
Mit Vollgas durch Amerika
Das hätte sich Schöpfer Charles Addams sicher nicht in seinen kühnsten Träumen ausgemalt. Seine „Addams Family“ begeistert selbst über 80 Jahre später immer noch die Menschen und flimmert sogar über die Kinoleinwände der Welt. Während man sich bei der Serienversion aus den 60ern, wie auch den Filmen der 90er, nur bedingt an das Design der Addams hielt, stellen die Animationsfilme aus den Jahren 2019 und 2021, wieder einen direkten Bezug zu den Originalfiguren her. Wobei sich Charles Addams sicherlich nicht vorgestellt hätte, dass Cousin IT in der Rapper-Szene beheimatet ist.
Während der erste Animationsfilm noch ein wenig Licht in die Familiengeschichte bringt. Widmete er sich überwiegend der Tochter der Addams namens Wednesday. Und auch in „Addams Family 2“ steht diese erneut im Mittelpunkt. Neben ihren andauernden Selbstzweifeln über ihre Person. Stellt sich in „Addams Family 2“ nun die Frage nach ihrer wahren Herkunft. Wurde sie als Baby tatsächlich vertauscht?

So geht es in „Addams Family 2“ erneut um eine Art Selbstfindung von Wednesday Addams. Während Gomez und Morticia eine Verwechslung gänzlich ausschließen, stellt sich für den Zuschauer natürlich die Frage, „kann das sein“ und „wie würden Wednesdays echte Eltern dann aussehen und leben“. Damit heftet sich der von unbekannter Seite beauftragte Anwalt Shawn an die Fersen der Addams Familie. Dabei gilt es für Gomez zwei Probleme zu lösen. Erstens will er wieder den Vater-Tochter Kontakt ausbauen und zweitens muss er vor Shawn und dessen Handlanger flüchten. Das erste Problem soll mithilfe von Cousin IT gelöst werden.
Das Zweite ein Familien-Roadtrip zu den gar gruseligsten Orten Amerikas, wie „Salem“ oder „Sleepy Hollow“. Während Gomez alles in seiner Macht Stehende versucht, nimmt die Fortsetzung dennoch eine dramatische Wendung. Wednesday zieht es tatsächlich in Betracht vertauscht worden zu sein. Kann sie mit solch emotionalen Personen wie ihrem Vater und ihrem Bruder, doch gar nicht verwandt sein. So macht sie sich zusammen mit Diener Lurch auf, ihre wahren Eltern zu suchen. Aus Gründen der Spoiler Freiheit, werde ich nun über den weiteren Verlauf schweigen.

Eine an sich interessante Geschichte mit einigen Nebenplots. Wie zum Beispiel Onkel Festers Verwandlung oder auch ein Detail über Lurchs Vergangenheit. Dennoch geht es in der Fortsetzung überwiegend um Wednesday Addams. Im Vorgänger spielte zumindest noch ihr Bruder Pugsley und seine Mazurka eine Rolle. So verkommen die restlichen Familienmitglieder fast schon zu Statisten und Stichwortgebern. Wobei Onkel fester wenigstens noch einige skurrile Auftritte hat und sogar der Retter in der Not ist. Cousin IT, im Original gesprochen / gemurmelt von Rapper Snoob Dog hat noch seinen standesgemäßen Auftritt.
Dies untermalen die Macher mit einigen lustigen Ideen, welche mal mehr mal weniger gut funktionieren. Der winzige Plot um Grandma Addams, wirkt dann doch eher überflüssig. Das Finale wiederum, endet in einer Bombastschlacht, wie man sie zum Beispiel aus den Avengers Filmen kennt. Ein Trend, dem aber auch schon andere Animationsfilme gefolgt sind. Vielleicht liegt es aber auch an den aktuellen Sehgewohnheiten solche Filme, mit einem Bossfight enden lassen zu müssen. Dies ist zwar wie immer eine Frage des persönliche Geschmacks, mir jedoch war es etwas zu drüber.
Fazit:
Während die Macher Conrad Vernon und Greg Tiernan uns erneut eine surreal skurrile Geschichte der egozentrischen „Addams Family“ präsentierten. Konzentrierte man sich wie schon im Vorgänger, auch in „Addams Family 2“ erneut auf die heranwachsende Tochter Wednesday Addams. So ging in Teil 1 um ihre Selbstfindungsphase eines heranwachsenden Teenagers. Dazu wurde aber auch noch Pugsleys anstehendes Familien-Ritual thematisiert. Ebenso wie der Plot um Reality TV-Show Star Margaux Needler. Durch diese Nebenplots wirkte der Vorgänger nicht so eindimensional.
Ebenso hatte ich nicht erwartet, dass man sich die Fortsetzung nicht nochmal um Wednesday dreht, gibt es doch genug schräge Figuren, welche man hätte thematisieren können. Dieser bietet zwar immer noch einen Haufen lustiger Einfälle, wie Pugsleys Voodoo Puppe oder auch Onkel Festers physische Veränderung. Dennoch konnte ich mich nicht des Eindrucks erwehren, dass ich eine Wiederholung von Teil 1 gesehen habe. So wirkt die Fortsetzung nur größer und dramatischer, aber nicht frischer. Mit diesem Problem hatte aber auch schon „Hotel Transsilvanien Teil 3, wie auch Teil 4 zu kämpfen.

Trotz dieses Mankos konnte mich „Addams Family 2“ immer noch gut unterhalten. Es macht einfach Spaß, den Marotten der Addams zu folgen. Besonders wenn man Wednesday als Cowgirl oder Lurchs musikalische Seite sieht. In Summe bietet auch Teil 2 eine Menge guter Gags, wobei auch manche kleinen Plots überflüssig waren. Die Szenerie um „Grandma allein zuhaus“ war zwar gut gemeint, hätte man aber auch weglassen können. Cousin IT bekam dafür eine etwas größere Screentime, wohl aufgrund des Fanservices. Einen großen Einfluss hatten diese Szenen zwar ebenfalls nicht, aber als Cousin IT im Maul von Kätzchen landet, hatte ich ebenfalls meinen Spaß.
Wer noch nach weiteren spaßigen Animationsfilmen Ausschau hält, dem könnte ich Disneys „Encanto“ oder auch „SPONGEBOB SCHWAMMKOPF: EINE SCHWAMMTASTISCHE RETTUNG“ ans Herz legen. Alles in allem gefällt mir zwar der erste Teil besser, aber trotz der Wiederholung der Basisgeschichte, bekommt man mit Teil zwei einen immer noch soliden Nachfolger. Somit wünsche ich mir aber für einen etwaigen dritten Film, dass die Macher dann etwas tiefer in die Kreativkiste greifen werden. Dann aber bitte keine Coming-of-Age Geschichte von Pugsley.
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